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Datum: 31. Juli 2011, 21:22 Uhr
Format: Artikel
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1. Pokalrunde: Ost-West-Konflikte 2011

Alexander Schnetzler, David Yelldell, Bayer Leverkusen, Dynamo Dresden
Abschluss eines der großen Pokalspiele unserer Zeit: Alexander Schnetzlers 4:3 gegen Leverkusen

20 Jahre nach der ersten gesamtdeutschen Pokalrunde gab es zahlreiche brisante Ost-West-Duelle. Wir haben Dresdens Rache, baufällige Weststadien, neue Ost-Arenen, traumatische Serien erlebt - und die traurige Bestätigung zumindest eines Klischees.

Gibt es immer noch die Mauer in den Köpfen? 20 Jahre nach der ersten gesamtdeutschen Pokalrunde nach der Wiedervereinigung gab es einige Paarungen im DFB-Pokal, die Anlass gaben, über diese Frage nachzudenken.

Zunächst einmal fällt ins Auge, dass das Klischee "Reiche Wessis" gegen "Arme Ossis" zwar den großen Sieg von Dynamo Dresden über Bayer Leverkusen beschreibt, eines der spektakulärsten Pokalspiele aller Zeiten und die späte Rache Dresdens am Bayer-Konzern nach der Schmach von Uerdingen 1986.

Andere Ost-West-Duelle lagen aber durchaus quer zu den Besitzverhältnissen. Im ehemaligen Leipziger Zentralstadion - heute Red Bull Arena - begegneten sich RB Leipzig und der VfL Wolfsburg - zwei idealtypische Konzernmannschaften, die zu Werbezwecken entweder gegründet oder doch zumindest gefördert worden sind. Der Regionalligist aus dem Osten gewann das Spiel der beiden unter traditionsbewussten Fans nicht all zu beliebten Clubs, so dass Red Bull feiern kann, während Volkswagen mit den Zähnen knirscht.

Zeitgleich trafen in den Überresten des Georg-Melches-Stadions Rot-Weiss Essen und der FC Union aufeinander - ein Traditionsclub, dessen Stadion zu baufällig ist, um es noch zu retten, und einer, dessen Fans die Spielstätte in Eigenregie renoviert haben. Was die Gesamtsituation angeht, stehen hier die Ossis aus Köpenick wesentlich besser da als der Deutsche Meister von 1955. Sportlich aber gewannen die armen Schlucker aus dem Ruhrgebiet - und das obwohl RWE in den letzten acht Minuten der regulären Spielzeit einen Zwei-Tore-Vorsprung noch aus der Hand gegeben hatte. Im Elfmeterschießen siegte der Regionalligist doch noch - Auferstanden aus Ruinen, gewissermaßen.

Fast wie eine Ruine mutete auch die Spielstätte mit dem schönsten Namen der ersten Runde an: In Zeiten von EasyCredit-Stadien und ähnlich würdelosen Auswüchsen des modernen Fußballs konnte man sich schon eine Träne der Rührung ob der Bezeichnung "Stadion im Bildungszentrum Halle-Neustadt" aus dem Augenwinkel wischen. Leider nur eine Übergangserscheinung, bis der sogenannte "Erdgas-Sportpark" bezugsfertig sein wird, der auf den Trümmern des alten Kurt-Wabbel-Stadions errichtet wird. Im Bildungszentrum, das man sich aufgrund der Präposition "im" als gigantischen Freiluftpark der Pädagogik vorstellen kann, unterlag der Hallesche FC (vormals Chemie) dann der Frankfurter Eintracht recht knapp mit 0:2.

Eine David-gegen-Goliath-Geschichte der umgekehrten Art erlebte das Kieler Holsteinstadion. Der Flug der Störche war rein rechnerisch gesehen die größte Pokalsensation der ersten Runde. Nirgendwo sonst hatte ein unterklassiger Club (immerhin spielt der KSV Holstein zwei Klassen unter Energie Cottbus) den gastierenden Proficlub so deutlich besiegen können. Mit 3:0 gewann eine entfesselte Kieler Elf gegen den Pokalhalbfinalisten der Vorsaison, der zudem in der 2. Liga bisher ohne Verlustpunkt dasteht.

Es war Kiels erster Einzug in die zweite Runde seit 2002. Falls die Störche sogar das Achtelfinale erreichen sollten, wäre es der größte bundesweite Erfolg seit 1982 für den Deutschen Meister 1912. Und ein erster Schritt, den Pokalrun des Erzrivalen VfB Lübeck vor sieben Jahren vergessen zu machen, als der andere Club aus Schleswig-Holstein unter Dieter Hecking das Halbfinale erreichte.

Aktuell wurde auf der Lübecker Lohmühle auch Pokal gespielt - aber nur von Anker Wismar, das über die alte Grenze hinweg in die benachbarte Hansestadt umgezogen war. Der Oberligist, 1997 unter dem alten DDR-Namen aus den 1950ern wieder gegründet, unterlag Hannover 96 allerdings chancenlos mit 0:6.

Als der 1. FC Saarbrücken 1955 als Vertreter des Saarlandes am Europapokal der Landesmeister teilnahm, spielte im Auer Otto-Grotewohl-Stadion Wismut Karl-Marx-Stadt, der Vorläuferverein des heutigen FC Erzgebirge Aue, dessen Name nach der Wende genau so neutralisiert wurde wie der seines Stadions (das heute origineller Weise "Sparkassen-Erzgebirgsstadion" heißt).

Jetzt trafen sich beide Clubs in der ersten Pokalrunde im Saarbrücker Ludwigspark - einem der letzten Stadien Westdeutschlands, das noch so aussieht, als könne es als Kulisse für eine Szene in einer Derrick-Folge dienen. In einem durchaus packenden Pokalfight setzte sich Aue in der Verlängerung durch, nicht ohne beim Stand von 1:1 noch einen Lattenschuss kassiert zu haben. So weit die Vergangenheit und die Gegenwart. Nun aber zur Zukunft.

Mitten hinein in die Schüssel des Ludwigsparks soll ein kleines Stadion gebaut werden, wie in Leipzig. Um die Saarländer so richtig zu schocken, drohen Investoren laut Wikipedia, das neue "Stadion für das ganze Saarland" im Stile der Wiesbadener Brita-Arena zu gestalten. Dieser nach einem Wasserfilterhersteller benannte Wellblechbehälter kann doch nicht ein ganzes Bundesland beherbergen? Haben die kein Bildungszentrum?

Zum Thema Umbenennung: Ob der Name "ZFC Meuselwitz" wirklich seriöser klingt als "BSG Aktivist Zipsendorf"? Wir finden nicht, aber immerhin haben die Nordostthüringer unter dem neuen Namen jetzt zweimal in Folge die erste Hauptrunde erreicht und jeweils Bundesligisten zu Gast gehabt. Im Vorjahr gewann Köln, noch unter Zvonimir Soldo, mit 2:0, in dieser Saison war Hertha BSC beim 4:0 klar zu stark für den Regionalligisten, der es sich leider zu allem Überfluss schon vor einigen Jahren nicht nehmen ließ, seine traditionsreiche Spielstätte Glaskuppe Zipsendorf in "bluechip-Arena" umzubenennen. Und glauben Sie uns, was immer sie sich so vorstellen, wenn jemand Ihnen was von "bluechip-Arena" erzählt: Es ist nicht das, was Sie in Meuselwitz vorfinden.

Vor den Toren von Berlin, in Potsdam, heißt das Stadion in guter, alter Tradition noch Karl-Liebknecht-Stadion. Dazu passt, dass Babelsberg 03 eine alternative Fanszene aufweist, die man gerne mit St. Pauli vergleicht. Dazu wiederum passt, dass Dietmar Demuth den Club aktuell trainiert. Der wurde zwar in Querfurt im heutigen Sachsen-Anhalt geboren, durchlief aber eine waschechte Hamburger Sozialisation und war sowohl als Spieler wie als Trainer lange Jahre dem FC St. Pauli treu.

Diese Fusion-Identität nutzte den Babelsbergern aber auch nichts beim Versuch, im zehnten Versuch in Folge endlich mal wieder ein Pokalspiel gegen westdeutsche Clubs zu gewinnen. Seit 1999 scheiterte man an Freiburg, Bochum, Hertha, Mönchengladbach, Stuttgart, Duisburg, Mainz, Leverkusen, Stuttgart und jetzt erneut Duisburg. Zwischendurch gelang nur ein Sieg gegen Hansa Rostock.

Rostock selbst ist nicht gerade eine Pokalmannschaft. Zwar gewann der FC Hansa 1991 als letzter Club den alten FDGB-Pokal, aber im DFB-Pokal war meistens früh Schluss für einen den erfolgreichsten Ostclubs nach der Wiedervereinigung. Lediglich 2000 zog Hansa bis ins Halbfinale ein, wo dann erst der FC Bayern zu stark war für Andreas Zachhubers Mannschaft. In der aktuellen Runde reichte auch eine zweimalige Führung zu Hause gegen Bochum nicht zum Einzug in die 2. Runde, am Ende siegte der VfL im Elfmeterschießen.

Eine traditionsreiche ostdeutsche Spielstätte ist der Berliner Jahnsportpark. Seit jeher trägt der BFC Dynamo hier seine großen Spiele aus, schon zu DDR-Zeiten zog man aus dem Sportforum Hohenschönhausen hierher um. So auch für das Pokalspiel gegen Kaiserslautern, das mit 0:3 erwartbarerweise, aber achtbar verloren ging. Ganz und gar nicht achtbar dann aber die Szenen nach dem Spiel, als Hunderte von Hooligans den Gästeblock stürmten und Anhänger des FCK angriffen.

Dass beim allerersten Spiel des Traditionsclubs auf Bundesebene nach 12 Jahren wieder solche Szenen zu sehen waren, die durch den Ordnungsdienst des Vereins begünstigt worden sein sollen, der laut Spiegel Online den Hools die Tür öffnete, die Polizei aber aussperrte, bestätigt alle schlimmen Vorurteile, die die meisten Fans über die Anhänger der Weinroten haben. Der Club selbst reagierte deutlich und schaltete seine Website zugunsten einer Entschuldigung an alle FCK-Fans ab.

Da aber direkt vor dem Blocksturm Tausende von Zuschauern "Auf die Fresse" skandierten, wirken die Beteuerungen, das seien gar nicht die wahren Dynamo-Fans gewesen, die nach dem Spiel die Runde machten, arg verharmlosend. Vor allem aber muss in einer Zeit, in der jedes geschwenkte Bengalo von den Medien mit Empörung und Extremrhetorik quittiert wird, mal gesagt werden: Genau die Szenen von Berlin - tätliche Angriffe auf friedliche Fans - sind das, wofür es wirklich Stadionverbote geben sollte. Und Strafverfahren.

Daniel Raecke