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WM im Fußball? Super Bowl? Pah!
Die WM im Fußball ist fantastisch. Aber sie dauert einen Monat, und das ganze Jahr über spielen die Nationalmannschaften immer wieder Testspiele und auch Qualifikationsmatches. Die Super Bowl im American Football ist einmalig, aber vom reinen Ablauf her unterscheidet nur die lange Halbzeitshow sie von jedem anderen NFL-Spiel. Im Tennis sind Herren-Matches bei Grand Slam-Turnieren länger, was die Profis stärker fordert und mehr Raum für dramatische Wendungen schafft. Aber das Spiel selbst bleibt das Gleiche, und außerdem gibt es vier Grand Slams pro Jahr, neben den hundert kleineren Turnieren, die übers Jahr verteilt sind.
Am ehesten erinnert noch der Davis Cup an den Ryder Cup. Ein wesentlicher Unterschied hier: In jede Davis Cup-Begegnung sind nur zwei Länder involviert, außerhalb dieser gibt es kaum einen größeren internationalen Markt. Das ist eben im Ryder Cup ganz anders. Wenn man sich für Golf auch nur am Rande interessiert, dann kann man sich in der ganzen westlichen Welt mit einer der beiden Mannschaften identifizieren.
Aber selbst, wenn man sich nicht für Golf interessiert und noch nie ein Golfturnier im Fernsehen verfolgt hat, dann kann man von der eigenen Dramatik eines Ryder Cup-Schlusstages komplett in seinen Bann gezogen werden, wie ich aus meiner eigenen Umgebung weiß.
Und wenn man dann inmitten der fanatischen Atmosphäre, in der Spieler beschimpft werden, die Golfetikette nichts mehr zu zählen scheint und kein Putt konzediert wird, sieht, wie Phil Mickelson nach einem Weltklasseputt von Justin Rose auf der 17, mit dem der Engländer das Spiel gegen Lefty drehte, lächelt und seinem Gegner zu diesem Kunststück gratuliert, dann weiß man, dass selbst inmitten der größten Dramatik, die der Sport zu bieten hat, die Fairness nie ganz auf der Strecke bleibt. Eine große Geste, wie sie dem größten Sportereignis, das ich in diesem Jahr erlebt habe, angemessen war.