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Zwei Minuten später drehte Reus den Spieß um. Bastian Schweinsteigers langen Pass in den Sechzehner nahm Schmelzer mit der Brust an und legte auf seinen Clubkollegen ab. Reus umkurvte noch einen Abwehrspieler, ließ sich auch von Miroslav Klose nicht beirren und nutzte konsequent die erste Chance der Begegnung mit einem satten Schuss an die Unterkante der Latte, von wo der Ball über die Linie sprang.Die irische Abwehr bewachte alle Deutschen, nur nicht Reus. Der Borusse wurde halblinks von Boateng in Position gebracht und visierte aus fünfzehn Metern das rechte Eck an. Keeper Keiren Westwood streckte sich vergeblich und musste mit dem zweiten Schuss den zweiten Gegentreffer und damit auch den Pausenstand hinnehmen.
Irischer Eifer, deutsche Effizienz
Nach der Pause wurden die Iren zwangsweise offensiver. Neuer musste per Fußabwehr auch tatsächlich einmal gegen Simon Cox, der aus spitzem Winkel abzog, eingreifen. Doch schon in der 54. erstickte ein Pfiff von Rizzoli alle Hoffnungen des Außenseiters, als Keith Andrews Klose im Strafraum von den Beinen holte. Mesut Özil verwandelte souverän.
Die Moral der Iren war gebrochen. Kroos erhöhte per Flachschuss von der Strafraumgrenze in der 61. Minute. Mit viel Applaus von beiden Seiten wurde der Mann des Abends Reus kurz darauf verabschiedet, als Löw ihn im Tausch mit Lukas Podolski, den der Dortmunder aus der Elf gedrängt hatte, vom Platz nahm.
Schonung für Schweden
Mit dieser Auswechslung verschwand auch der Schwung aus dem deutschen Spiel. Die Elf verlegte sich auf Ballkontrolle und schonte Kräfte für das am nächsten Dienstag in Berlin anstehende Spiel gegen die Schweden, die als härtester Rivale um den Gruppensieg gelten. Wenn dann aber Reus einen ähnlichen Sahnetag erwischt, kann dann schon ein ganz entscheidender Schritt zur direkten Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Brasilien getätigt werden.
Als dann acht Minuten vor dem Ende Kroos mit einem erneuten Fernschuss traf, wurden die Gesichter der irischen Fans immer länger. Zwar hatten sie nicht mit einem Sieg gerechnet, doch solch eine historische Klatsche auch nicht erwartet. Noch nie zuvor hatte eine irische Elf sechs Gegentore vor eigenem Publikum in einem Pflichtspiel kassiert. Da war der späte Ehrentreffer von Andrew Keogh per Kopf nach einer Ecke nur ein schwacher Trost.