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3) Was lief in der deutschen Defensive schief?
In Polen im September hatte Joachim Löw mit einem 4-1-4-1 experimentiert, in der Ukraine mit einem 3-4-2-1. In Basel war es wohl am ehesten das gewohnte 4-2-3-1, allerdings mit Mario Götze, in Polen noch offensiver, in einer Hybridrolle zwischen defensivem und offensivem Mittelfeld. Götze hatte einen schwachen Tag, verlor den Ball vor dem 1:0 und schien sich nicht immer sicher zu sein, wo er gerade spielen sollte.
Wie konfus die deutsche Mannschaft agierte, illustrierte exemplarisch das vierte Gegentor, an dem im engeren Sinne nur drei Schweizer Spieler beteiligt waren. Reto Ziegler legte den Ball von links auf für Gökhan Inler, der im Mittelfeld riesig viel Raum hatte, weil einzig Ilkay Gündogan überhaupt im Zentrum zu finden war, der Dortmunder aber die entscheidenden Momente zögerte, bevor er den ballführenden Schweizer attackierte.
So konnte Inler einen gefühlvollen Heber hinter die deutsche Abwehr schlagen, den Stephan Lichtsteiner zum 4:2 verwertete. Wäre Marc-André ter Stegen in dieser Szene nicht übermotiviert aus dem Tor gestürmt, wäre der Treffer vielleicht nicht gefallen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass zahlreiche Möglichkeiten bestanden hätten, das Tor zu verhindern. Julian Draxler ließ Lichtsteiner in seinem Rücken laufen, Marcel Schmelzer hätte ebenfalls noch eingreifen können. An eine Abseitsfalle war in dieser Szene ohnehin nicht zu denken, weil alle vier deutschen Spieler auf unterschiedlicher Höhe standen.
Macht man sich den Spaß, das Video vom Spiel an der Stelle anzuhalten, an der Inler seinen Pass spielt, so sieht man, dass Schmelzer nach links außen zeigt, Hummels nach hinten, und Mertesacker mit Blick zum ballführenden Spieler schräg zum Tor unterwegs ist, während hinter ihm zwei weitere Schweizer ungedeckt starten, so dass Inler wie ein Quarterback praktisch drei Passrouten zur Auswahl hatte.