Seit den Zeiten von Wilhelm Tell ist die Schweiz nicht mehr so beeindruckend gegenüber ihren großen Nachbarn aufgetreten wie beim 5:3 in Basel. Ist jetzt alles verloren für den DFB bei der EM? Oder hat das Testspiel-Debakel gar nichts zu sagen? Dieser und vier anderen Fragen zum Länderspiel widmen wir uns in der Analyse.
Zum ersten Mal seit 1956 hat Deutschland wieder gegen die Schweiz verloren. Damals hatten die Eidgenossen mit 3:1 in Frankfurt gewonnen - jener Stadt, aus der die unglückliche Heidi wieder zurück in die Berge zum Alm-Öhi und dem Geißenpeter floh. Der Geißenpeter allerdings konnte nicht mal lesen - während Gökhan Inler und seine Teamkollegen eine sehr kluge Vorstellung im St. Jakob-Park zeigten.
Fünf Gegentore hatte Deutschland zuletzt beim 1:5 in Rumänien vor der EM 2004 kassiert. Und das war ein Turnier, bei dem die Mannschaft schon in der Vorrunde ausschied - ohne ein Spiel gewonnen zu haben. Sollten also alle Alarm-Kuhglocken läuten, oder war das "nur ein Testspiel"? Bevor wir mit dieser Frage unsere Betrachtungen zu einem denkwürdigen Länderspielabend beschließen, haben wir noch ein paar andere Anliegen.
1) Wozu gab es dieses Spiel?
Der DFB bestreitet zu viele Länderspiele. Die Qualifikation für die großen Turniere erfordert heute anders als früher viel mehr Begegnungen - weil es in Europa fast doppelt so viele Verbände gibt wie noch vor 20 Jahren. Aber nicht nur die Pflichtspiele haben zugenommen, sondern auch die Anzahl der Tests wird vom Verband, der daran jedes Mal viel Geld verdient, bis zum Anschlag ausgereizt.
Die Frage ist nur: Welchen sportlichen Wert haben solche Spiele? Richtig ernst nehmen die Profis, vor allem aber auch der Trainerstab, sie nicht. Vielmehr nutzt gerade Joachim Löw die Freundschaftsspiele gerne als reine Trainingsspiele, in denen er Varianten ausprobiert. So war es beim im Herbst, so war es auch in Basel. Mit der Folge, dass das in der Qualifikation verlustpunktfreie Deutschland nur ein einziges seiner letzten fünf Freundschaftsspiele gewinnen konnte.