(Seite 4 von 5)
4) War wenigstens die deutsche Offensive gut?
Drei Tore auswärts: Zumindest die Offensive war gut, oder? Leider nicht. Es ehrt Miroslav Klose, dass er im ZDF-Interview nach dem Spiel die vom Reporter erhoffte Kritik an der Abwehr verweigerte und die Schwächen in der ganzen Mannschaft ausgemacht hatte. Ein deutsches Tor fiel nach einer Standardsituation, indem Mats Hummels ein simples Eins-gegen-eins-Duell gegen Lichtsteiner gewann, ein weiteres entsprang einem Fernschuss von André Schürrle, den Diego Benaglio zwingend hätte halten müssen.
Einzig das Tor von Marco Reus entsprang einer wirklich konzertierten Angriffsaktion. Julian Draxler konnte von links aus einen Doppelpass erst mit dem aufgerückten Hummels, dann mit dem nachstoßenden Schmelzer spielen, bevor dieser Richtung Grundlinie lief, so zwei Schweizer aus dem Spiel nahm und Draxler den Weg zum Torabschluss öffnete. Den Schuss des Schalkers ließ Benaglio dann nach vorne abprallen, wo Reus sich clever von Fernandes gelöst hatte und im Slot zwischen den Innenverteidigern und der Strafraumgrenze auf seine Chance wartete.
5) Was sagt uns das jetzt für die EM?
In der Bewertung des Debakels gilt es, den Mittelweg zwischen Skylla und Charybdis zu navigieren. Odysseus fand der Sage nach den Kurs zwischen diesen beiden Seeungeheuern, die wir hier metaphorisch für die beiden Extrempositionen "War doch nur ein Test, hat gar nichts zu sagen" und "Oh nein, wir scheiden in der Vorrunde aus" erwähnen.
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Die oben angesprochene Kritik an der Ansetzung und den Umständen des Spiels ist weniger ein Zweifel an den grundsätzlichen Möglichkeiten des deutschen Kaders. Bei Abwägung aller Variablen muss Löws Team immer noch als Mitfavorit auf den Titel gelten. Das Worst Case-Szenario "Vorrundenaus" ist aber nicht völlig auszuschließen, angesichts der ersten beiden Spiele gegen Portugal und die Niederlande.