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Wenn man unter diesen Bedingungen kein Weltklassefußballer ist und zugleich von zwei bis drei Spaniern bedrängt wird, dann kann man einfach keine Kombinationen in den Strafraum bringen. Diese französische Schwäche ist aber eine relative, denn gegen die Ukraine lief das Passspiel ganz gut, gegen England war das Problem eher der Ball in die Spitze als der Aufbau im Mittelfeld gewesen. Frankreich ist nicht primär deshalb ausgeschieden, weil die Mannschaft zu schlecht war, sondern vor allem, weil Spanien viel zu gut war.
Was allerdings schon ins Gewicht fiel, war die mangelnde Abstimmung der französischen Mannschaftsteile vor allem im Spiel mit dem Ball. Nachvollziehbar: Während neun Spieler in Spaniens Startelf bei Barcelona oder Real Madrid spielen, kam die französische Anfangsformation aus zehn verschiedenen Clubs.
3) Spanien - Deutschland: Oder ein Ausflug in die Baryogenese
Wir wollen von unserer Einschätzung Deutschlands als Titelkandidaten gar nicht abrücken. Aber die Presseschau nach den bisherigen Viertelfinals scheint eine warnende Korrektur zu erfordern. Nach verbreiteter Auffassung war das Spiel gegen Griechenland das Beste des bisherigen Turniers. Das gilt sowohl im In- wie im Ausland. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Griechenland zu den nominell schwächsten Teams des Turniers zählt und man die beiden Kategorien "ich sehe diesen Fußball gerne" und "die werden Europameister" nicht vermischen sollte.
Deutschland wird unserer Einschätzung nach eher wegen der Leistungen gegen Portugal und die Niederlande den Titel holen, aber nicht wegen des Griechenlandspiels. Genauso, wie die Spiele gegen Italien und Frankreich Spaniens Klasse dokumentieren, und nicht das 4:0 gegen Irland. Von diesen allgemeinen Erwägungen abgesehen, lässt sich der Bogen noch einmal zum historischen Vorbild vor zwei Jahren schlagen. Damals hatte Deutschland dreimal vier Tore erzielt, aber das war im Halbfinale gegen Spanien keine relevante Qualifikation.
Nun ist es noch lange nicht sicher, dass das Finale wirklich Deutschland - Spanien lautet, auch wenn das die beiden fraglos besten Teams des Turniers sind. Sollte es aber dazu kommen, so müssen wir unsere erst am Vortag aufgestellte Metapher von Spanien als Antimaterie des Fußballs komplett überarbeiten und mit unregelmäßigem Besuch des Unterrichts entschuldigen, als die Teilchenphysik auf dem Plan stand. Bei der Kollision von Materie und Antimaterie sollte es ja zu Explosionen kommen, bei denen beide zerstört werden. Die Existenz von Materie im Universum lässt sich schöpfungsgeschichtlich also nur durch eine asymmetrische Verteilung von beiden erklären, die sogenannte Baryonenasymmetrie.