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Datum: 20. Oktober 2011, 06:00 Uhr
Format: Artikel
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Was genau bringt das Financial Fair Play-System?

UEFA 203

Mit dem Financial Fairplay kehrt Chancengleichheit in Europas Fußball ein. Glauben die Deutschen. Dabei geht es der UEFA um etwas ganz anderes. Wir stellen die Bestimmungen vor und prophezeien, dass es in Zukunft noch weniger Ausgeglichenheit geben wird.

Seit einiger Zeit schon ist der Begriff  "Financial Fair Play" in Europas Fußball in aller Munde. Damit wird eines der Kernprojekte von UEFA-Präsident Michel Platini bezeichnet, das eine strengere Kontrolle der Finanzen von Clubs, die an den europäischen Wettbewerben teilnehmen, bewirken soll.

Ohne genau zu wissen, wie das neue Reglement funktioniert, gehen viele Medien gerade in Deutschland davon aus, damit sollten die Vorteile der Clubs in England und Spanien gegenüber den Bundesligisten egalisiert werden: "Im Kampf für eine größere Wettbewerbsgleichheit in den internationalen Vereinswettbewerben sollen keine Kompromisse eingegangen werden", heißt es in einem Text der Agentur dapd vom August dieses Jahres.

Der irreführende Name "Financial Fair Play" mag zu diesem Missverständnis beigetragen haben. Das oben angeführte Zitat ist nur eines von vielen Beispielen. Von "mehr Chancengleichheit" wurde von zahllosen Zeitungen und Internetseiten gesprochen, ohne, dass jemand sich die Mühe machte, in den konkreten Bestimmungen nachzulesen, deren Präambel ebenso wie die zahlreichen Interviews Platinis schon klar macht, worum es eigentlich geht.

Irrtum 1: "Es geht um Chancengleichheit"

Die langfristige Stabilität des Fußballs, die Förderung von Investitionen in Infrastruktur und Jugendausbildung werden da von der UEFA als Ziele formuliert, sowie der Schutz von Gläubigern, Spielern und Clubangestellten, deren Gehälter in Gefahr sind. Mit keinem Wort wird irgendwo etwas von Wettbewerbsgleichheit gesagt. Wie auch?

Es kann ja weder das Projekt der UEFA sein, alle strukturellen Unterschiede im europäischen Fußball zu nivellieren (so dass KF Tirana und Real Madrid auf Augenhöhe stünden), noch kann es dazu beizutragen, dass ausgerechnet das finanzielle Niveau der Bundesliga zum Maßstab für den ganzen Kontinent wird.

Nichts desto weniger wirft das Projekt "Financial Fair Play" einige brisante Probleme auf, die in der europäischen Öffentlichkeit bisher gar nicht diskutiert werden. Bevor wir zu ihnen kommen, müssen wir uns aber erst noch einmal genau ansehen, was das neue Reglement beinhaltet.  

So funktioniert das neue System

Das Stichdatum ist die Saison 2014/15. Ab diesem Zeitpunkt können theoretisch Clubs von der Teilnahme an der Champions League oder der Europa League ausgeschlossen werden. Grundlage dafür sind jeweils die drei vorangegangenen Saisons. In diesen dürfen die Clubs nur noch eine bestimmte Summe in Relation zu ihren Einnahmen ausgeben. In dieser Saison sind es 45 Millionen Euro Defizit pro Jahr, die noch erlaubt werden, ab 2015 sollen dann nur noch 30 Millionen gestattet werden.

Geplant ist offenbar, diese Summen in den folgenden Jahren dann weiter zu reduzieren. Aber was genau wird hier berechnet? Als Einnahmen definiert die UEFA alle Einkommen aus Eintrittskarten, Fernsehverträgen, Werbeeinnahmen, Merchandising sowie Transfereinnahmen. Nicht enthalten sind also Geldgeschenke von Mäzenen.

Interessant wird es aber, wenn man sich die Ausgaben ansieht, die im Rahmen des sogenannten "Financial Monitoring" mit diesen Einnahmen verrechnet werden. Spielergehälter, Transferausgaben und laufende operative Kosten gehören dazu - nicht aber alle Investitionen in die Infrastruktur und in die Jugendförderung. Sprich: Für einen Stadionneubau oder den Bau eines Jugendleistungszentrums dürfen Europas Clubs weiterhin so viel ausgeben, wie sie möchten.

Irrtum 2: "Für die deutschen Clubs ist das ein Vorteil"

Im Grundsatz sind diese Regularien vernünftig, weil sie die Nachhaltigkeit des Fußballgeschäfts stärken und verhindern, dass Clubs sich von einzelnen Investoren abhängig machen, deren plötzlicher Rückzug dann zu einer sofortigen Insolvenz führen würde. Die landläufige Meinung, so würden vor allem "die Scheichs" daran gehindert, in Europas Fußball zu investieren, ist so aber etwas zu einfach gedacht.

Dem Buchstaben der neuen Regeln nach dürften nämlich auch Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim in Zukunft nicht mehr an europäischen Wettbewerben teilnehmen, weil sie ihre Ausgaben nur dank Zuwendungen der Konzerne Bayer und Volkswagen beziehungsweise von Dietmar Hopp decken können.

Denn anders als der deutschen 50+1-Regel geht es der UEFA überhaupt nicht darum, woher das Geld kommt, oder wie lange ein Club schon in der gleichen Hand ist. Aber vor allem im Fall von Leverkusen oder Wolfsburg kommen wir schon in die erste rechtliche Grauzone. Ist das nicht einfach nur Sponsoring? Schließlich erzielen die Konzerne mit der Platzierung ihrer Logos auf dem Trikot (VfL) oder gar der Übernahme des Vereinsnamens (Bayer 04) Werbeeffekte, so dass beide die entsprechenden Einnahmen gerne als fußballspezifisch deklarieren würden.

Irrtum 3: "Manchester City muss sich warm anziehen"

Das sehen Konkurrenten wie Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bekanntlich anders. Watzkes Feldzug gegen Hoffenheim und Wolfsburg basiert darauf, dass er diesen Clubs einen unfairen Wettbewerbsvorteil unterstellt. Im Gegensatz zu Watzke greifen die Verantwortlichen von Bayern München andere Bundesligisten meistens nicht direkt an, sondern poltern lieber gegen Real Madrid oder Manchester City, wie Karl-Heinz Rummenigge jüngst in erstaunlicher Drastik für den Vorsitzenden des europäischen Clubforums.

Doch auch Manchester City könnte Wege finden, die neuen UEFA-Regularien zu umgehen - wobei "umgehen" angesichts der auslegbaren Definitionen vielleicht schon zu einseitig formuliert ist. Im Sommer hat der Club einen Zehnjahresvertrag mit Etihad Airways abgeschlossen, der mit 400 Millionen Pfund dotiert ist. Da die Fluglinie im Besitz der Familie Al Nahyan ist, der auch Manchester City gehört, argwöhnt die UEFA, dass dieser Sponsorenvertrag in Wirklichkeit versteckte Finanzierung des Clubs darstellt.

Um das entscheiden zu können, will der Verband das Konzept des sogenannten "Fair Value" zur Anwendung bringen. Sponsorenverträge dürften demnach nur im Rahmen der marktüblichen Preise abgeschlossen werden. Das wäre dann auch für die Bundesliga interessant. Warum zahlt Volkswagen 20 Millionen Euro für die Trikotwerbung beim VfL? Das ist fast das Dreifache dessen, was der HSV kassiert. Sind das Marktpreise?

Irrtum 4: "Viele Clubs werden rausgeschmissen" 

Aber selbst, wenn das geklärt werden könnte, warten noch große Probleme auf die UEFA. Bisher ist nämlich nirgendwo klar definiert, wie und wann die Sanktionen des neuen Systems greifen. Im Extremfall sollen Clubs ausgeschlossen werden, sagte Platini gerade wieder in einem Interview mit World Soccer. Wann aber tritt der Extremfall ein?

Das Problem ist, dass die UEFA keinerlei Interesse daran hat, dass etwa Real Madrid aus der Champions League ausgeschlossen wird. Schon gar nicht, wenn noch weitere große Clubs davon betroffen wären. Das würde die lukrative Champions League so beschädigen, dass der Verband am Ende selbst sehr viel Geld verlieren würde. Andererseits macht das ganze Projekt keinen Sinn mehr, wenn es keine wirksamen Konsequenzen bei Zuwiderhandlung gibt.

Wenn wir mal ganz optimistisch sind und annehmen, dass die Umsetzung klappt, dass die Sanktionen greifen und das System im Großen und Ganzen funktioniert. Ist der Fußball dann gerechter und fairer geworden? Das kommt auf die Perspektive an. Denn für die alteingesessenen Clubs wie Real Madrid, Bayern München oder Manchester United stellt das neue Regime noch das geringste Problem dar. Sie haben so hohe jährliche Einnahmen, dass sie es nicht schwer haben werden, ihre Ausgaben im relativen Zaum zu halten.

Die eigentlichen Verlierer des Financial Fairplay-Systems

Emporkömmlinge wie Manchester City, Chelsea, Paris Saint-Germain oder Málaga könnten gerade noch rechtzeitig mit den Zuwendungen aus Abu Dhabi, Russland oder Katar auf den Zug aufgesprungen sein - wenn sie es schaffen, ihre Einnahmenbasis schnell so zu verbreitern, dass die Ausgaben im Sinne der UEFA refinanzierbar bleiben. Das darf im Fall von Málaga noch am ehesten bezweifelt werden, wenngleich dort eigentlich ein sehr gutes, nachhaltiges Investitionskonzept gefahren wird.

Die großen Verlierer der neuen Ära sind aber alle Clubs, die bisher noch nicht in der Champions League gespielt haben. Da sie ihre strukturellen Nachteile gegenüber den Teams, die Jahr um Jahr die Einnahmen aus der Königsklasse einstreichen, nun gar nicht mehr durch externe Investitionen kompensieren können, dürfte das Financial Fair Play vor allem den Status Quo festschreiben, der jetzt im europäischen Fußball besteht.

Auch, wenn viele Medien das Thema einmal mehr nur als nationale Konfrontation auffassen (die soliden Deutschen gegen die unverantwortlichen ausländischen Clubs) ergibt sich tatsächlich eine ganz andere Frontstellung: die, die jetzt schon reich sind gegen die, die es erst noch werden wollen.

Irrtum 5: "Die deutschen Clubs sind zu solide für Europa"

Und schließlich sei noch daran erinnert, dass der deutsche Fußball nicht nur deshalb das Potenzial seines größten Marktes in Europa in den letzten Jahren nicht ausschöpfen konnte, weil er "so solide wirtschaftet", sondern auch deshalb, weil die Spitzenstellung, die sich die Bundesliga noch um 2000 herum mit Spanien und England teilte, 2002 jäh durch den Zusammenbruch des Medienimperiums von Leo Kirch beendet wurde.

Der folgende Kollaps der Fernsehverträge warf die deutschen Vereine im internationalen Vergleich zurück, wovon sie sich lange nicht erholt haben. In den sechs Jahren unmittelbar vor der Insolvenz der Kirch-Gruppe war jedes Jahr ein Bundesligist im Halbfinale der Champions League. In den sechs Jahren danach schaffte es nicht ein einziger deutscher Club in die Runde der letzten Vier.

Der Zusammenbruch des Kirch-Imperiums und die Abhängigkeit der Clubs von seinem Geld aber hätten durch die neuen Financial Fair Play-Regeln gar nicht verhindert werden können. Denn die Einnahmen aus den TV-Verträgen würden als fußballinterne Einnahmen gewertet, die voll und ganz für Spielergehälter ausgegeben werden dürften.

Das alles soll aber keine pauschale Ablehnung des neuen Lizenzierungssystems rechtfertigen. Es scheint nur an der Zeit zu sein, einige falsche Vorstellungen darüber, was das Financial Fair Play eigentlich ist, aus der Welt zu schaffen. Vielleicht wird es durch Platinis Projekt weniger Insolvenzen in Europas Fußball geben. Mehr Ausgeglichenheit vermutlich nicht.

Daniel Raecke