(Seite 2 von 3)
Mit dem bloßen Ausdenken einer Person endet diese Geschichte nicht. Denn es gibt Fotos, einen Twitter- und einen Instagram-Account. Das Foto stammt, wie die Deadspin-Reporter herausfanden, von einer anderen jungen Frau. Die kennt Manti Teo'o überhaupt nicht, schickte aber eines der Bilder - die anderen kamen hauptsächlich von ihrem Facebook-Account - an einen ehemaligen Klassenkameraden, Ronaiah Tuiasosopo. Der wiederum ein Freund Teo'os sein soll.
Tuiasosopo entstammt sozusagen altem Football-Adel, der Nachname findet sich nicht nur einmal in der Kaderliste eines NFL-Teams. Alle Spuren der falschen Lennay Kekua führen letztlich zu Ronaiah, der in der Kirche seines Vaters Titus dem Gospelchor vorsteht. Anders als sein Freund Teo'o hat der leidenschaftliche Kirchenmusiker, einst selbst hochgelobter High School-Quarterback, noch kein Statement abgegeben. Deadspin zitiert einen Freund Tuiasosopos mit der Aussage, Teo'o habe zu "80 Prozent" davon gewusst, dass Tuiasosopo hinter Kekua steckt. Tuiasosopo ging scheinbar auch noch weiter und erfüllte den Twitter-Account einer angeblichen Schwester Lennays zum Leben. Auch mit dieser Phantomperson hatte Teo'o zumindest per Twitter Kontakt.
Die große Frage nach dem Warum?
Gehen wir einmal davon aus, dass Teo'os Statement wahr und er das Opfer - mutmaßlich seines Freundes - eines schlechten Streiches ist. Warum-Frage Nummer eins: Was hat Ronaiah Tuiasosopo davon? Glaubt man dem Boulevard-Magazin US Weekly, ist dies nicht das erste Mal, dass Tuiasosopo ein tragisches Schicksal erfunden hat. So habe sich der Musiker mit einer Geschichte über einen Autounfall, in den er und sein Cousin verwickelt waren, bei der Casting-Show The Voice beworben. Wie durch ein Wunder seien beide, trotz mehrfachen Überschlags, dem Tod entronnen, obwohl einer von ihnen sei sogar als hirntot eingestuft worden war.
Doch anders als die von US Weekly berichtete Geschichte, bringt eine erfundene tote Freundin eines Freundes Tuiasosopo nun wirklich gar nichts. Es sei denn, er hegt einen Groll gegen Teo'o. Oder sieht sich selbst als Twitter-Genie, dass einem Kumpel einen miesen Streich spielt - weil er es kann.
Auf der Suche nach Teo'os Beweggründen, sollte er eingeweiht sein, stößt man da sicher eher auf Motive. Publicity und mediale Hilfe bei der Bewerbung für eine der begehrtesten individuellen Auszeichnungen eines Football-Spielers wäre da nur der erste Schritt. Denn die Heisman Trophy könnte der Türöffner für eine bessere Position im NFL-Draft und damit einer Verbesserung der Einkünfte sein.
Aber: Denkt jemand wirklich in der heutigen Zeit, wo man per Mausklick die Beerdigungen eines US-Bezirks herausfinden kann, wie es die Deadspin-Reporter letztlich taten, bleibt so ein Betrug auf ewig verborgen? Zumal fleißig die Bilder einer anderen, realen Frau von Facebook geklaut und für die falsche Identität benutzt wurden. Und diese durch die US-weiten Medien gingen. Früher oder später musste der Schwindel auffliegen.