(Seite 4 von 5)
Wenn wir mal ganz optimistisch sind und annehmen, dass die Umsetzung klappt, dass die Sanktionen greifen und das System im Großen und Ganzen funktioniert. Ist der Fußball dann gerechter und fairer geworden? Das kommt auf die Perspektive an. Denn für die alteingesessenen Clubs wie Real Madrid, Bayern München oder Manchester United stellt das neue Regime noch das geringste Problem dar. Sie haben so hohe jährliche Einnahmen, dass sie es nicht schwer haben werden, ihre Ausgaben im relativen Zaum zu halten.
Die eigentlichen Verlierer des Financial Fairplay-Systems
Emporkömmlinge wie Manchester City, Chelsea, Paris Saint-Germain oder Málaga könnten gerade noch rechtzeitig mit den Zuwendungen aus Abu Dhabi, Russland oder Katar auf den Zug aufgesprungen sein - wenn sie es schaffen, ihre Einnahmenbasis schnell so zu verbreitern, dass die Ausgaben im Sinne der UEFA refinanzierbar bleiben. Das darf im Fall von Málaga noch am ehesten bezweifelt werden, wenngleich dort eigentlich ein sehr gutes, nachhaltiges Investitionskonzept gefahren wird.
Die großen Verlierer der neuen Ära sind aber alle Clubs, die bisher noch nicht in der Champions League gespielt haben. Da sie ihre strukturellen Nachteile gegenüber den Teams, die Jahr um Jahr die Einnahmen aus der Königsklasse einstreichen, nun gar nicht mehr durch externe Investitionen kompensieren können, dürfte das Financial Fair Play vor allem den Status Quo festschreiben, der jetzt im europäischen Fußball besteht.
Auch, wenn viele Medien das Thema einmal mehr nur als nationale Konfrontation auffassen (die soliden Deutschen gegen die unverantwortlichen ausländischen Clubs) ergibt sich tatsächlich eine ganz andere Frontstellung: die, die jetzt schon reich sind gegen die, die es erst noch werden wollen.
Irrtum 5: "Die deutschen Clubs sind zu solide für Europa"
Und schließlich sei noch daran erinnert, dass der deutsche Fußball nicht nur deshalb das Potenzial seines größten Marktes in Europa in den letzten Jahren nicht ausschöpfen konnte, weil er "so solide wirtschaftet", sondern auch deshalb, weil die Spitzenstellung, die sich die Bundesliga noch um 2000 herum mit Spanien und England teilte, 2002 jäh durch den Zusammenbruch des Medienimperiums von Leo Kirch beendet wurde.