Mit dem Financial Fairplay kehrt Chancengleichheit in Europas Fußball ein. Glauben die Deutschen. Dabei geht es der UEFA um etwas ganz anderes. Wir stellen die Bestimmungen vor und prophezeien, dass es in Zukunft noch weniger Ausgeglichenheit geben wird.
Seit einiger Zeit schon ist der Begriff "Financial Fair Play" in Europas Fußball in aller Munde. Damit wird eines der Kernprojekte von UEFA-Präsident Michel Platini bezeichnet, das eine strengere Kontrolle der Finanzen von Clubs, die an den europäischen Wettbewerben teilnehmen, bewirken soll.
Ohne genau zu wissen, wie das neue Reglement funktioniert, gehen viele Medien gerade in Deutschland davon aus, damit sollten die Vorteile der Clubs in England und Spanien gegenüber den Bundesligisten egalisiert werden: "Im Kampf für eine größere Wettbewerbsgleichheit in den internationalen Vereinswettbewerben sollen keine Kompromisse eingegangen werden", heißt es in einem Text der Agentur dapd vom August dieses Jahres.
Der irreführende Name "Financial Fair Play" mag zu diesem Missverständnis beigetragen haben. Das oben angeführte Zitat ist nur eines von vielen Beispielen. Von "mehr Chancengleichheit" wurde von zahllosen Zeitungen und Internetseiten gesprochen, ohne, dass jemand sich die Mühe machte, in den konkreten Bestimmungen nachzulesen, deren Präambel ebenso wie die zahlreichen Interviews Platinis schon klar macht, worum es eigentlich geht.
Irrtum 1: "Es geht um Chancengleichheit"
Die langfristige Stabilität des Fußballs, die Förderung von Investitionen in Infrastruktur und Jugendausbildung werden da von der UEFA als Ziele formuliert, sowie der Schutz von Gläubigern, Spielern und Clubangestellten, deren Gehälter in Gefahr sind. Mit keinem Wort wird irgendwo etwas von Wettbewerbsgleichheit gesagt. Wie auch?
Es kann ja weder das Projekt der UEFA sein, alle strukturellen Unterschiede im europäischen Fußball zu nivellieren (so dass KF Tirana und Real Madrid auf Augenhöhe stünden), noch kann es dazu beizutragen, dass ausgerechnet das finanzielle Niveau der Bundesliga zum Maßstab für den ganzen Kontinent wird.
Nichts desto weniger wirft das Projekt "Financial Fair Play" einige brisante Probleme auf, die in der europäischen Öffentlichkeit bisher gar nicht diskutiert werden. Bevor wir zu ihnen kommen, müssen wir uns aber erst noch einmal genau ansehen, was das neue Reglement beinhaltet.