Nach Rory McIlroys dramatischen Masters-Einbruch 2011, glaubten viele Experten an einen drohenden Karriereknick. Doch er strafte sie Lügen, gewann nur drei Monate später die US Open mit Rekordergebnis. Für den ehrgeizigen Iren, der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, letztlich eine Charakterfrage.
Der Abschluss der St. Jude Classic war bitter für Rory McIlroy. Am 18. Loch spielte er ein Double-Bogey, büßte dadurch seine große Siegchance und fiel noch auf den geteilten siebten Platz zurück. Ein herber Nackenschlag für McIlroy - ausgerechnet direkt vor der US Open, bei der er in dieser Woche in San Francisco als Titelverteidiger an den Start geht.
So mancher Weltklassespieler hätte angesichts einer solchen Enttäuschung fluchtartig die Anlage verlassen. Vor allem dann, wenn er zuvor wie der Nordire erstmals seit vier Jahren drei Cuts in Folge verpasst und damit ohnehin allen Grund für gewaltigen Frust gehabt hätte. Doch nicht so McIlroy. Natürlich war er enttäuscht, natürlich trauerte er der verpassten Chance hinterher. Schließlich ist er ehrgeizig - allerdings nicht verbissen.
Denn er zeigte Charakter, stellte sich den Fans und der Journalisten-Meute und nahm bereitwillig Stellung zu seinem Einbruch. Nahe Vertraute charakterisieren ihn als geduldig, zugänglich, offen, großzügig und zuvorkommend und vor allem immer freundlich. Diese Eigenschaften gepaart mit seinem besonderen Umgang mit Rückschlägen heben McIlroy wohltuend aus der Masse der vielen abgehobenen Golfstars heraus.
McIlroy lernt aus seinen Fehlern
Er lamentiert nach solchen Rückschlägen nicht lange herum, ergeht sich nicht in Selbstmitleid. Nein, McIlroy sieht derartige Situationen als Chance, als Möglichkeit zu lernen und zu wachsen. Eine selbst für einen mittlerweile 23-Jährigen bemerkenswert reife Einstellung, mit deren Hilfe es ihm bereits gelungen war, sein persönliches Masters-Desaster 2011 zu verarbeiten, als seine komfortable Führung und große Siegchance in Rae's Creek versank.