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Haben die Iren die besten Fans der EM?
Die Iren nahmen zum ersten mal seit 24 Jahren wieder an einer EM-Endrunde teil. Das Team von Trainer-Guru Giovanni Trapattoni präsentierte sich dabei so weit weg von Europas Spitzenfußball, wie die kleine irische Stadt Athenry von den Metropolen in London, Berlin, Madrid oder Paris. In Irland scheint es keine Fußballschulen zu geben, kein Nachwuchskonzept oder vielleicht steht es in Irland einfach nur unter Strafe, sich technische Fertigkeiten auf dem Fußballplatz anzueignen, aber eines ist mal sicher, die irischen Fans sind großartig.
Beim Stand von 0:4 im Spiel der Iren gegen die Spanier verstummte ARD-Kommentator Tom Bartels in Ehrfurcht vor den irischen Anhängern, die aus 20.000-Kehlen "Looooooooow ... lie the fields of Athenry" sangen. "The Fields of Athenry gilt als die inoffizielle Hymne der irischen Nationalmannschaft. Es geht in der aus den 70er Jahren stammenden Folk-Hymne um die große irische Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts und den Freiheitskampf. Das Lied spiegelt Wehmut, Stolz, Sehnsucht und Heimatgefühl wieder.
"Wie kann man Irland nicht lieben?, fragte anschließend die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza Daily. "Die irischen Fans haben uns gezeigt, worum es im Fußball wirklich geht, sagte Spaniens Trainer Vicente del Bosque anerkennend. Das eindrucksvolle friedliche und unterstützende Verhalten der irischen Fans wirkt im modernen Europa fast so antiquiert wie der Fußball der Boys in Green. In Tagen, wo über Fankrawalle, Ausschreitung und Hooligans diskutiert wird, könnte man die Iren als letzte Bastion der wahren Fangemeinschaft ansehen.
Irlands ehemaliger Kapitän der Nationalmannschaft, Roy Keane, sah das anders: "Ich denke, die Spieler und Fans müssen ihre Mentalität ändern. Wir sollten uns nicht gegenseitig verarschen, die Anhänger wollen ihr Team gewinnen sehen. Wir sind ein kleines Land, aber lasst uns hin und wieder nicht nur mit dem Rumgesinge zufrieden geben. Worum geht es eigentlich wirklich im Fußball, möchte man mit Vicente del Bosque und Roy Keane diskutieren. Um das erfolgsbezogene Bejubeln und gegebenenfalls Schmähen der eigenen Teamleistungen, oder um die bedingungslose Unterstützung des eigenen Teams, jenseits von Ergebnissen und Geschehnissen auf dem Platz.