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Die Frage ist nun: Warnung zur rechten Zeit? Oder schlechtes Omen für die Saison? Robin Dutt ist sicherlich ein guter Trainer, und der Kader von Bayer 04 ist auch ohne Arturo Vidal immer noch gut genug, um oben mitzuspielen. In Kombination mit der Champions League-Belastung ist aber der Meistertitel aus jetziger Sicht nur schwer vorstellbar.
Platz 2: Schalke 04
Ein weiterer Tipp, den man nach dem Studium der letzten Testspiele nicht zwingend aufrechterhalten muss. Im Supercup gegen Dortmund war Schalke klar unterlegen - hielt allerdings trotzdem das zu null, wie in der Rückrunde in der Bundesliga. Diesmal ohne Manuel Neuer, was die Unkenrufe, Ralf Fährmann sei eine Schwachstelle, schon mal leiser werden ließ. Unsere Logik bleibt: Der Kader ist sehr gut besetzt (immerhin erreichte er im Frühjahr das Halbfinale der Champions League), der Trainer ist sehr gut, und die Belastung durch Europa wird Schalke bei Weitem nicht so hart treffen wie Dortmund und Leverkusen die Champions League. Das rechtfertigt die Perspektive auf einen Europacupplatz, den Schalke erreichen kann, obwohl Dortmund und Leverkusen Vorteile gegenüber den Knappen aufweisen.
Platz 1: Bayern München
Zum fünften Mal in Folge sagen wir vor der Saison den FC Bayern als kommenden Meister voraus. Und das, obwohl Bayern nur zweimal in den letzten vier Jahren wirklich Meister wurde. Denjenigen geschätzten Lesern, die uns gerne als "Bayernhasser" verunglimpfen, sei also gesagt. Traditionell haben wir Bayern nicht unter-, sondern überschätzt. Diese Gefahr besteht auch in der neuen Saison. Denn die Eindrücke der Vorbereitung ließen noch nicht den Schluss zu, dass die Defizite, die Bayern zuletzt in den direkten Duellen mit Borussia Dortmund offenbarte, der Vergangenheit angehören.
Andererseits: Wenn man einen Kader, der von der Qualität der Einzelspieler schon vorher der beste der Liga war, noch einmal mit Jerome Boateng, Manuel Neuer und Rafinha verstärkt, dann gibt es wenige Gründe, den Bayern eine weitere titellose Saison vorauszusagen. International wird es - auch das haben wir an anderer Stelle schon betont - aber sehr schwer, das Champions League-Finale von München zu erreichen. Und noch ein Wort zum Thema Jupp Heynckes: Er ist ein guter Trainer. Und er hat den Vorteil, Uli Hoeneß hinter sich zu wissen, der sich sonst gerne in Krisen gegen den eigenen Coach profilierte. Eine schwache Vorrunde oder gar ein frühes Champions League-Aus würde auch im Fall Heynckes die übliche Dynamik der Bayern-Diskussionen in Gang setzen.
Daniel Raecke