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4) Frankreich: Die Vergangenheit
Zwar wurde Frankreich vor dem Turnier wesentlich positiver bewertet als England, aber für die Enttäuschung, die viele nach dem Auftakt-1:1 äußerten, gab es nicht viel Berechtigung. Schließlich hatten Les Bleus bei ihren letzten beiden Turnierauftritten kein einziges Spiel gewonnen. Das 2:0 gegen die Ukraine war der erste Sieg Frankreichs bei einem EM-Turnier überhaupt, in dem weder Michel Platini noch Zinedine Zidane in der Startelf gestanden hatten.
Vor diesem Hintergrund war ein Punkt zum Turnierstart gegen den stärksten Gruppengegner völlig in Ordnung. Und auch die Schwierigkeiten, die defensiv eingestellten Briten zu bezwingen, waren kein Problem, das nicht auch andere Nationaltrainer beschäftigen würde - außer vielleicht Joachim Löw.
5) Frankreich: Das Spiel gegen die Ukraine
Mit taktischen Umstellungen, die vor allem die Rolle von Samir Nasri betrafen, modifizierte Laurent Blanc seine Taktik für das zweite Gruppenspiel in Donetsk. Frankreich war die bessere Mannschaft, aber das wusste man auch vor dem Spiel schon. Dass Frankreich sich wesentlich mehr gefährliche Torchancen herausspielte als im ersten Spiel, lag aber nicht wesentlich an Nasris zentralerer Rolle.
Vor allem lag es daran, dass die Ukraine einerseits wesentlich höher, andererseits aber auch nicht so diszipliniert verteidigte wie England mit seinen zwei Viererketten. War das Problem der Briten gewesen, dass das Mittelfeld teilweise so tief postiert war, dass es nicht einmal Abschlüsse von der Strafraumgrenze verhindern konnte (so bei Nasris 1:1 am Montag), so hatten die Ukrainer Schwierigkeiten, nach schnellen Kombinationen, die oft über Franck Ribéry und Karim Benzema von links initiiert wurden, rechtzeitig umzuschalten, wenn der Ball dann nach rechts auf Menez weitergeleitet wurde.
Menez vergab sogar noch Chancen und war - obwohl neu im Team - nicht der Schlüssel zum Sieg für Frankreich. Benzema und Ribéry waren auch vor ein paar Tagen schon gute Spieler. Was diesmal anders war, war die fehlende taktische Disziplin des Gegners - oder vielmehr ein System, das nicht den spielerischen Möglichkeiten der eigenen Mannschaft in Relation zum Gegner angepasst war.
Sogar gegen die technisch limitierten Schweden hatte Oleh Blokhins Team viel zu viele Chancen zugelassen - gegen Frankreich wollte der Gastgeber zu viel, ließ dem Gegner zu viele Räume, vor allem über die Außenbahnen, und wurde fast konsequent dafür bestraft.