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Von: Daniel Raecke
Datum: 16. Juni 2012, 00:01 Uhr
Format: Artikel
Diskussion:
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Taktik-Analyse: England und Frankreich

Franck Ribéry, Frankreich, Ukraine
Franck Ribéry

Nach uns die Sintflut. Ein biblisches Unwetter ging über Donetsk nieder, dann gewannen England und Frankreich. Alles also wie erwartet in der Gruppe D? Wir ordnen die Leistungen von England und Frankreich ein, analysieren den Spieltag und wagen einen Ausblick: Wie geht es mit den Großmächten weiter bei dieser EM?

Das 1:1 zwischen England und Frankreich am Montag galt vielen Beobachtern als eines der schwächsten Spiele dieser bisher sehr unterhaltsamen EM. Nicht wenige durchaus sehr fachkundige Experten äußerten in und gegenüber unserer Redaktion die Ansicht, Frankreich "sei wohl doch nicht so stark". An der negativen Einschätzung der englischen Chancen hatte sich ohnehin nichts geändert.

Ein klassischer Fall der unterlassenen "Sein-Sollen-Trennung" im Sportjournalismus. Fußball sollte immer attraktiv und ereignisreich sein, und wenn er das nicht ist, dann ist er nicht "gut". Das mag aus ästhetischer Fanperspektive eine total legitime Einstellung sein, und wenn man alle zwei Jahre bei einem großen Turnier Fußball sieht, dann ist daran nichts auszusetzen, und man hat jedes Recht, auf RTL umzuschalten, wenn man zwei defensiv gut arbeitende Viererketten sieht.

Weit davon entfernt, irgendjemandem vorschreiben zu wollen, wie er Fußball zu konsumieren oder zu beurteilen hat, kommen wir aus professioneller Perspektive aber nicht daran vorbei, die Schnittstellen zwischen dem, sagen wir mal etwas überheblich: Publikumsgeschmack und den Prognosen über Erfolgsaussichten von Teams anzusprechen. Und die liegen nun einmal im journalistischen Bereich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Das ist ein Grund für die - für manchen vielleicht etwas zu oft vorkommenden - Auseinandersetzungen mit dem deutschen Fußballfernsehen in unseren Texten. Gespeist wird unsere Skepsis dabei nicht zuletzt von der WM 2010 und der kritischen Berichterstattung über Spanien und die Niederlande, deren knappe Siege als Ausweis mangelnder Klasse gesehen wurden.

Dieses Problem könnte nun im Fall von Frankreich und England erneut drohen - was noch nicht heißt, dass diese Teams das Finale unter sich ausmachen werden. Aber der Reihe nach. Zunächst muss das Unentschieden zum Gruppenauftakt im Kontext der Turnierperspektiven beider Mannschaften gesehen werden, was nach den zweiten Gruppenspielen leichter fällt, aber auch in einen größeren Zusammenhang der Entwicklung von England und Frankreich gestellt werden.

1) England: Die Vergangenheit

Erst ein einziges Mal vor 2012 war England mit vier Punkten in ein EM-Turnier gestartet: Bei der Euro 1996 im eigenen Land gegen die Schweiz und Schottland. Noch nie hatten die Three Lions ein Pflichtspiel gegen Schweden gewonnen. Bei der letzten EM war England gar nicht qualifiziert. Bei der WM 2010 wurde das Team unter Fabio Capello von Deutschland auseinandergenommen.

Im Winter trat Capello erst zurück, erst wenige Wochen vor der EM wurde mit Roy Hodgson sein Nachfolger festgelegt. Der sah sich - wie in England üblich - massiver Anfeindungen in den Medien ausgesetzt, die wieder einmal die falsche Wahl getroffen sahen. Wer verfolgt hat, wie Sven Göran Eriksson, teils wegen privater Aspekte, die nichts mit seiner Arbeit zu tun hatten, selbst von seriösesten Journalisten verunglimpft wurde, der kann darüber nicht verwundert sein.

Englische Medien wollen (in der Mehrheit) immer genau das an einem Nationaltrainer, was der Amtsinhaber gerade nicht hat. Und sie halten zwei WM-Viertelfinalteilnahmen in Folge mit knapper Niederlage gegen Brasilien und Elfmeterschießen-Aus gegen Portugal für Versagen. Nach Capello wurde ein englischer Manager gefordert, obwohl der letzte, Steve McClaren, kläglich gescheitert war. Dann wollte man Harry Redknapp, der aufgrund seiner umgänglichen Art und seiner Kolumne in der Sun Liebling vieler Journalisten ist.

Roy Hodgson dagegen, eher der Typ intellektueller Kosmopolit und ruhiger Theoretiker, passte vielen nicht. Vielleicht auch das ein Grund dafür, dass englische Fans bei einem EM-Spiel in Kiew in der Unterzahl gegenüber den Schweden sind. Nun aber hat Hodgson mit seinem veralteten Fußball und dem 4-4-2, das unter Capello 2010 vermeintlich sein letztes Stündchen erlebt hatte, den Erfolg zurückgebracht - zumindest im Rahmen realistischer Erwartungen und vorbehaltlich des letzten Gruppenspiels gegen die Ukraine.

2) England: Das Spiel gegen Schweden

Obwohl der absurde Spielverlauf in der zweiten Halbzeit für den Zuschauer sehr unterhaltsam war, spielte England gegen Schweden keineswegs besser als gegen Frankreich. Als Außenseiter war der Spielplan klar gewesen, als technisch sogar etwas bessere Mannschaft wusste Roy Hodgsons Team nicht immer, wie es spielen sollte - und zwar sowohl mit dem als auch gegen den Ball.

Die Wahl Andy Carrolls als neuer Sturmspitze in einer insgesamt offensiveren Formation führte dazu, dass England weniger flache, direkte Bälle von hinten heraus spielte, wie gegen Frankreich, sondern gerne mit hohen Hereingaben operierte, was dem Spiel einen sehr oldschooligen, 1990er-Jahre-Premier League-Touch verlieh. Nachdem Steven Gerrard mit einem solchen perfekten Ball auf Carroll das 1:0 eingeleitet hatte, versuchten die Engländer es immer wieder mit diesem Mittel.

Wenn der Gegner weniger auf schnelle Läufe in die Schnittstellen setzt, sondern auf hohe Bälle für kopfballstarke Stürmer, so kann man die Gefahr von Kopfballgegentoren wie auch von Ablagen per Kopf für nachrückende Angreifer reduzieren, indem man die Viererkette höher spielen lässt - ein Mittel, das Schweden nicht zu Gebote stand, was mehr oder minder direkt zum 0:1 führte, als zudem Gerrard in der schwedischen Hälfte nicht gestellt wurde.

Einen klaren Plan, wie nach dem 1:0 zu verfahren wäre, hatte England offenbar nicht. Wobei die beiden Gegentore nach Standards fielen und einfach nur unerklärlich schlecht verteidigt waren, vor allem im Fall des 1:2, als nach einem hohen Freistoß gleich beide kopfballstarken Innenverteidiger der Engländer keinen Gegenspieler hatten und drei Schweden an der Fünfmeterraumgrenze frei standen.

Positiv jedoch die richtige Einwechslung Theo Walcotts, dessen Geschwindigkeit England neue Optionen gab. Walcott war an beiden späten Toren beteiligt und legte zudem noch eine Großchance auf. Ob eine bessere Mannschaft als Schweden allerdings dieses Match noch aus der Hand gegeben hätte (und damit auch im zweiten Gruppenspiel trotz Führung noch verlor) bleibt fraglich.

3) England: Die Zukunft

Zunächst einmal muss England gegen Gastgeber Ukraine am Dienstag in Donetsk punkten, um das Viertelfinale zu erreichen. Kein Selbstgänger - aber die Ausgangssituation sollte Roy Hodgson und seiner Taktik wieder eher in die Karten spielen. Einerseits, weil ein Punkt England zwar reicht, der Ukraine aber nicht. Das spricht für eine wieder abwartendere Einstellung und die Betonung der defensiven Stabilität.

Zudem kommt Wayne Rooney endlich zurück, der in den ersten beiden Spielen noch gesperrt gewesen war. Für ihn muss aus der offensiven Schweden-Elf ein Spieler auf die Bank: Carroll, Danny Welbeck oder Ashley Young. Denkbar wäre auch der Einsatz von Walcott in der Startelf, was allerdings zu Lasten James Milners gehen würde. Milner jedoch arbeitet besser gegen den Ball, Walcott eignet sich für Alles-oder-nichts-Situationen.

Insgesamt erscheint also ein englischer (Teil-)Erfolg gegen instabile Ukrainer nicht unwahrscheinlich, Heimvorteil hin oder her. Danach wartet dann Spanien, Italien oder Kroatien im Viertelfinale. Sollte es gar Kroatien werden (das aber ungeachtet mancher "Italien droht das Aus"-Schlagzeile eher unwahrscheinlich), wäre das wieder ein Team, das England sehr entgegenkäme. Italien und Spanien sehen aber nach den bisherigen Eindrücken etwas zu stark aus.

4) Frankreich: Die Vergangenheit

Zwar wurde Frankreich vor dem Turnier wesentlich positiver bewertet als England, aber für die Enttäuschung, die viele nach dem Auftakt-1:1 äußerten, gab es nicht viel Berechtigung. Schließlich hatten Les Bleus bei ihren letzten beiden Turnierauftritten kein einziges Spiel gewonnen. Das 2:0 gegen die Ukraine war der erste Sieg Frankreichs bei einem EM-Turnier überhaupt, in dem weder Michel Platini noch Zinedine Zidane in der Startelf gestanden hatten.

Vor diesem Hintergrund war ein Punkt zum Turnierstart gegen den stärksten Gruppengegner völlig in Ordnung. Und auch die Schwierigkeiten, die defensiv eingestellten Briten zu bezwingen, waren kein Problem, das nicht auch andere Nationaltrainer beschäftigen würde - außer vielleicht Joachim Löw.

5) Frankreich: Das Spiel gegen die Ukraine

Mit taktischen Umstellungen, die vor allem die Rolle von Samir Nasri betrafen, modifizierte Laurent Blanc seine Taktik für das zweite Gruppenspiel in Donetsk. Frankreich war die bessere Mannschaft, aber das wusste man auch vor dem Spiel schon. Dass Frankreich sich wesentlich mehr gefährliche Torchancen herausspielte als im ersten Spiel, lag aber nicht wesentlich an Nasris zentralerer Rolle.

Vor allem lag es daran, dass die Ukraine einerseits wesentlich höher, andererseits aber auch nicht so diszipliniert verteidigte wie England mit seinen zwei Viererketten. War das Problem der Briten gewesen, dass das Mittelfeld teilweise so tief postiert war, dass es nicht einmal Abschlüsse von der Strafraumgrenze verhindern konnte (so bei Nasris 1:1 am Montag), so hatten die Ukrainer Schwierigkeiten, nach schnellen Kombinationen, die oft über Franck Ribéry und Karim Benzema von links initiiert wurden, rechtzeitig umzuschalten, wenn der Ball dann nach rechts auf Menez weitergeleitet wurde.

Menez vergab sogar noch Chancen und war - obwohl neu im Team - nicht der Schlüssel zum Sieg für Frankreich. Benzema und Ribéry waren auch vor ein paar Tagen schon gute Spieler. Was diesmal anders war, war die fehlende taktische Disziplin des Gegners - oder vielmehr ein System, das nicht den spielerischen Möglichkeiten der eigenen Mannschaft in Relation zum Gegner angepasst war.

Sogar gegen die technisch limitierten Schweden hatte Oleh Blokhins Team viel zu viele Chancen zugelassen - gegen Frankreich wollte der Gastgeber zu viel, ließ dem Gegner zu viele Räume, vor allem über die Außenbahnen, und wurde fast konsequent dafür bestraft.

6) Frankreich: Die Zukunft

Brillant war das französische Spiel gegen die Ukraine noch nicht. Aber in einem Turnier geht es (wer wüsste das besser als die Deutschen?) ja darum, sich an den Aufgaben zu steigern und nicht darum, sechs Spiele des Jahrhunderts in drei Wochen zu zeigen. Ein Sieg gegen Schweden bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach Platz eins in der Gruppe und damit wohl ein Spiel gegen Italien oder Kroatien. Ein Unentschieden würde auch sicher fürs Viertelfinale reichen, nur eine Niederlage könnte das Aus bedeuten.

So können wir in diesem Fall guten Gewissens schon einen Blick auf die KO-Runden werfen. Wir wissen, dass Frankreichs Offensive die Klasse hat, um Europameister zu werden. Wir wissen aber auch, dass die Defensivarbeit wohl eher das Turnier entscheiden wird. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es auf die Viererkette ankommt, aber es bedeutet, dass es gut ist, Yann M'Vila nach seiner Verletzung wieder zur Verfügung zu haben, weil er neben Yohan Cabaye in einem 4-2-3-1 der ideale Partner ist, wie wir finden, eher als Alou Diarra.

Vereinfacht gesagt wissen wir inzwischen, dass Frankreich gegen gute defensive Gegner zumindest punkten kann, gegen schlechtere Gegner auch gewinnen kann. Die Frage ist, was die Mannschaft gegen dominantere Teams macht wie etwa Spanien. Der Test in Deutschland ließ viele gute Ansätze im Konterspiel erkennen, aber unter dem Eindruck einer Belagerungssituation, wie Chelsea sie in Barcelona und München überstand, könnten Spieler wie Ribéry oder Nasri zum echten Problem werden, da sie nicht immer so engagiert nach hinten arbeiten wie das in so einer Situation nötig wäre.

7) Fazit

Im wahrscheinlichsten Szenario sieht es immer noch so aus, dass die beiden Sieger vom Freitag ins Viertelfinale einziehen. Roy Hodgson scheint aus seiner Mannschaft einiges herausholen zu können, aber es gibt ein gewisses Limit, über das die Three Lions wohl nicht hinauskommen. England: Viertelfinale

Laurent Blanc hingegen kann den Unterschied zwischen einem guten und einem großen Trainer demonstrieren, wenn er den wahrscheinlich von Spiel zu Spiel wechselnden taktischen Anforderungen klug begegnet. Frankreich: Viertelfinale bis Finale

Daniel Raecke