(Seite 2 von 3)
Das sind schon erstaunlich klare Töne und die hochoffiziöse Formulierung dessen, was etwa St. Pauli schon im Januar anlässlich von Tumulten beim Hamburger Hallenturnier versucht hatte: des Schulterschlusses mit dein eigenen Anhängern gegen "übertriebene" Sicherheitsrhetorik. Die schiere Menge der Clubs (neben den genannten acht haben zum Beispiel Mainz, Hoffenheim und Nürnberg um eine Verlängerung der Beschlussfrist für das Papier gebeten) zeigt, dass viele Vereine ein großes Risiko darin sehen, konfrontativ gegen die Fans vorzugehen.
2) Die Politik
Ohne die Verantwortlichen als besonders klug oder umsichtig zu preisen, kann man schlicht feststellen, dass es nicht im Interesse der Vereine ist, auf bedingungslose Härte zu setzen. Anders sieht die Sache für Innenpolitiker aus. Das demonstrierte etwa Lorenz Caffier, Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister und aktueller Vorsitzender der Innenministerkonferenz der Länder. Der CDU-Politiker wurde im Gespräch mit der Sportbild mit der Aussage zitiert, "dass die Zeit zum Handeln gekommen ist".
Eine beeindruckende Phrase, kombiniert sie doch in vorbildlicher Weise zur Schau getragene Entschlossenheit mit konsequentem Verzicht auf konkrete und überprüfbare Vorschläge. Diesem Geist entsprang auch das nächste Caffier-Soundbite: "Die am Samstag [beim Spiel in Dortmund, Anm. d. Red.] gezeigte Form der Gewalt gegen Fans gegnerischer Mannschaften sowie auch gegen Polizeibeamte dürfen die Vereine und die Politik nicht länger hinnehmen". Und weil er gerade dabei war: "Geredet ist nun genug. Jetzt müssen Taten folgen."
Diese Linie entspringt der Interessenlage eines Innenpolitikers, der mit Law-and-Order-Themen bei den Wählern punkten möchte. Berichte über gewalttättige Ausschreitungen rufen in großen Teilen der Öffentlichkeit Empörung hervor, darauf reagiert man als für die öffentliche Ordnung verantwortlicher Amtsträger mit dem Eindruck, hart durchgreifen zu wollen, wobei die Vagheit der Formulierung einerseits Phantasie ermöglicht, was alles für "Taten" vorstellbar wären, andererseits aber auch gegen Widerspruch immunisiert. Wer kann schon pauschal gegen "Handeln" sein?
Was genau damit gemeint sein könnte, präzisierte Boris Rhein, Innenminister Hessens: "Verschiedene Proficlubs senden derzeit mit ihrer Skepsis gegenüber dem Sicherheitskonzept von DFB und DFL die falschen Signale an ihre Fans", griff der CDU-Mann die Position der angesprochenen Clubs direkt an. Caffier wiederum zeigte sich gegenüber der Fachzeitschrift Super-Illu klarer als in der Sportbild: "Erreichen wir in absehbarer Zeit über diese Punkte keinen Konsens, sehen wir als verantwortliche Innenminister und -senatoren keinen Grund mehr, auf eine Kostenerstattung für Polizeieinsätze in Stadien zu verzichten".
3) Die Polizei
Diese Drohung wird immer wieder erhoben und wurde zum Wochenbeginn auch wieder von der Deutschen Polizei-Gewerkschaft (DPolG) bekräftigt, deren NRW-Landesvorsitzender Erich Rettinghaus sagte: "Wir bleiben dabei und fordern eine Sicherheitsgebühr des DFB und DFL in Höhe von mindestens 50 Millionen Euro." Auch hier gilt, dass solche Forderungen in der breiten Öffentlichkeit mehrheitsfähig sind, auch wenn die rechtliche Frage, ob die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit eine Art freiwillig gewährte Leistung ist, für die der Staat bisher großzügiger Weise kein Geld vom DFB eingetrieben hat, wohl mindestens umstritten ist.