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Also: Wenn eine Mannschaft denkbar schlecht dazu geeignet ist, die Klasse ihrer Spieler in einen Titelgewinn umzusetzen, dann ist es die Mannschaft von Bert van Marwijk. Denn bei keinem anderen Spitzenteam ist das Leistungsverhältnis von Offensive und Defensive so stark zugunsten der Angreifer geneigt wie bei der Elftal. Es gibt nach der bitteren Niederlage gegen Dänemark (mehr als 30 Torschüsse, davon aber locker 27 am Tor vorbei) nur noch zwei Szenarien, die einen Oranje-Titel ermöglichen würden:
a) Mit Joris Mathijsens Rückkehr und einigen Umstellungen (Heitinga ins Mittelfeld, Opfern eines Offensivspielers und 4-3-3) gewinnt die Elftal ihre defensive Stabilität zurück.
b) Das Angriffsspiel der Niederländer explodiert auf einmal, ob mit Van Persie und Huntelaar zusammen oder nicht, und urplötzlich ist es wieder möglich, Spiele in der Offensive zu entscheiden.
Beide Szenarien halten wir für unwahrscheinlich. Man muss das letzte Aufeinandertreffen in Hamburg nicht überbewerten, aber da die Elftal gegen Deutschland wohl gewinnen muss, um das Aus abzuwenden, spricht vieles dafür, dass die niederländische Viererkette der besten Kontermannschaft Europas nicht gewachsen sein wird.
3) Wie sind die Chancen der Gastgeber?
2000 schied zum ersten Mal eine Heimmannschaft bei EM oder WM in der Vorrunde aus - Belgien als Co-Gastgeber der Euro mit den Niederlanden. Seither hat dieses Schicksal auch Österreich und die Schweiz 2008 ereilt sowie bei der WM erstmals Südafrika vor zwei Jahren. Vor der aktuellen Euro wurde Polen erstaunlich positiv gehandelt. Kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh spekulierte gar über ein Finale gegen Deutschland.
Nach dem 1:1 gegen Griechenland, den vermeintlich schwächsten Gruppengegner, ist aber selbst in der leichtesten EM-Gruppe der Einzug ins Viertelfinale nicht mehr sicher. Die Ukraine gewann zwar gegen Schweden mit 2:1, hat aber mit England und Frankreich noch zwei schwerere Gegner vor sich und machte in der Viererkette nicht eben den stabilsten Eindruck.
Eine stabile defensive Grundordnung sieht anders aus, und selbst wenn der Viertelfinaleinzug dank eines (Teil-) Erfolges gegen Frankreich oder England gelingen sollte, müsste schon viel passieren, damit die Zhovto-Blakytni im Viertelfinale gegen Spanien oder Italien bestehen können. Gegen beide Teams spielte die Ukraine (mit Oleg Blokhin als Trainer und mit der zumindest zur Hälfte gleichen Elf wie aktuell) bei der WM 2006 und kassierte sieben Gegentore.