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Andres Iniesta machte auf der anderen Seite ein sehr gutes Spiel und suchte häufiger den Weg an die Grundlinie, das allerdings selten ganz außen, wo Jordi Alba öfter hätte überlappen müssen, um das Spiel in die Breite zu ziehen. So kann man ein 4-3-3 zu eng interpretieren und dem defensiv orientierten Gegner in die Karten spielen. Doch wir wollen hier nicht zu kritisch sein: Alle drei Offensivspieler waren ins 1:1 involviert, als endlich einmal eine klassisch spanische Kurzpasskombination funktionierte, obwohl Iniesta und Silva sich einer Zwei-gegen-Sechs-Situation zentral vor dem Strafraum ausgesetzt sahen.
Nach dem Ausgleich aber kam mit Jesus Navas ein echter Flügelstürmer zum Einsatz. Er bereitete zwar letztlich kein Tor vor, lieferte aber genau das, was David Silva zuvor nicht gelungen war. Und mit Fernando Torres kam ein Stürmer, der bei besserer Form das Spiel sogar noch für den Titelverteidiger entschieden hätte. Bedenkt man dann noch, dass mit Fernando Llorente und Alvaro Negredo noch zwei echte Stürmer, die zusammen in der abgelaufenen Liga-Saison 31 Tore erzielt haben, auf der Bank saßen, so muss man die Behauptung, Spanien habe keinen Plan B, entschieden zurückweisen.
3) Die Titelchancen beider Teams
Wer Spanien in einem Tippspiel im Viertelfinale ausscheiden lässt, wie der Verfasser dieser Zeilen, der kann das höchstens mit einer altruistischen Kollegenfinanzierung erklären, muss sich aber fragen, warum man ihn immer noch an Taktikanalysen heranlässt. So desolat kann die Personalsituation in der Redaktion doch gar nicht sein, dass sich kein besser geeigneter Praktikant für diese Aufgabe finden ließe?
Diese Interna können hier nicht weiter ausgebreitet werden. Wohl aber wollen wir festhalten, dass die Roja im nächsten Spiel gegen Irland antreten darf, das wohl limitierteste Team des Turniers, und auch gegen die besseren, aber defensiv anfälligen (Gordon Schildenfeld in der Startelf) Kroaten die Vorrunde beschließt. Da sollte das Viertelfinale nach dieser Leistung kein Problem sein, und selbst Frankreich, die mutmaßlich stärkste Mannschaft der Gruppe D, wird es schwer haben, ein KO-Spiel gegen Spanien zu gewinnen.