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Von: Daniel Raecke
Datum: 10. Juni 2012, 20:09 Uhr
Format: Artikel
Diskussion:
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Taktikanalyse Spanien - Italien 1:1

Spanien, Cesc Fabregas, Sergio Busquets
Spanien

Experten unter sich: Deutschland habe bessere EM-Chancen als Spanien, weil der Europameister keine Alternativen zu seinem eingefahrenen Spielsystem habe, so unsere Analyse von gestern. Weit gefehlt. Was nichts an Cesare Prandellis Status als bisheriger Trainer des Turniers ändert. Das, ein Appell an Michel Platini und die gewohnte Lobpreisung des Defensivfußballs finden Sie in unserer Taktikanalyse.

Nicht einmal 24 Stunden konnten wir unsere Meinung, Deutschland - Portugal sei das beste EM-Spiel gewesen, aufrechterhalten. Denn dann kam das Match zwischen den beiden letzten Weltmeistern Italien und Spanien in Danzig. Das hochklassige 1:1 lieferte uns Anlass, unsere bisherigen Annahmen zu überprüfen. Einige wurden bestätigt, andere müssen wir in Zweifel ziehen. Aber der Reihe nach.

1) Defense wins Championships, die Fortsetzung

Wir wollen unsere Leier von der neuen Ära des Defensivfußballs nicht überstrapazieren, nur für diejenigen, die sich jetzt erst eingeschaltet haben: Was bisher geschah. Dass dominante Teams nur noch in Ausnahmefällen ihre Spiele klar gewinnen, wenn es in Europa zur Sache geht, wurde auch in Danzig eindrucksvoll bestätigt. Noch nie hat eine Nationalmannschaft drei internationale Turniere in Folge gewonnen, und auch Spanien wird es schwer haben, mit der gleichen Spielweise erneut zum Titel zu kommen.

Cesare Prandelli hatte - vor allem gemessen an den personellen Problemen mit dem Ausfall Andrea Barzaglis und der Nichtnominierung Domenico Criscitos - seine Mannschaft exzellent auf Spanien eingestellt und war dabei keineswegs dem Trend gefolgt, zwei tiefe Viererketten aufzustellen und abzuwarten. Mit Chelseas Auftritten in München und Barcelona hatte Italiens Spiel wenig zu tun. Die taktische Ausbildung vieler italienischer Trainer, die hier immer wieder neue Varianten kreiert, hat in jüngster Zeit schon in der Serie A das Phänomen der Dreierkette hervorgebracht.

Diese Taktik, an deren Umsetzung Josep Guardiola in Barcelona letztlich scheiterte (nicht zuletzt, weil sie sich eher für reaktivere Mannschaften eignet), wurde nun von Prandelli auch in der Squadra Azzurra zum Einsatz gebracht, wobei Daniele de Rossi, eigentlich Mittelfeldmann, im Abwehrzentrum zwischen Libero und Abwehrchef changierte und die Außenbahnspieler Christian Maggio und Emanuele Giaccherini, die das beide aus ihren Clubs kennen, flexibel zwischen Mittelfeld und Abwehr wechselten.

Im zentralen Mittelfeld setzte Andrea Pirlo seine tolle Juventus-Saison fort, in einer ähnlichen Rolle wie in Turin: als tiefliegender Spielmacher, der von zwei Sechsern beschützt wird. Mit häufigen Wechseln zwischen Pressing, Gegenpressing und Rückzug erschwerte Italien wie lange kein Gegner den Spaniern den Spielaufbau im Mittelfeld. Xabi Alonso und Sergio Busquets wurde es nicht leicht gemacht, Pässe zu verteilen, Busquets wurde zu allem Überfluss auch noch vor dem Gegentor von Pirlo überlaufen.

Bei noch besserer Chancenverwertung hätte diese Taktik trotz gegen Ende müder werdender Italiener sogar zum Sieg reichen können, aber das Unentschieden war ein gerechtes Ergebnis. Portugal bleibt in dieser EM die einzige Mannschaft, die mit defensivem Spielplan ein Match verloren hat. Und Cesare Prandelli verdient bisher ohne jeden Zweifel das Attribut "beste Trainerleistung des Turniers", weil er seine Taktik umbaute, perfekt auf den Gegner abstimmte und noch dazu die Stärken jedes seiner Spieler optimierte. Ganz nebenbei auch noch den Schützen des 1:0 im richtigen Moment einwechselte.

2) Spanien hat doch Alternativen

Eine Parallele zum deutschen Auftaktspiel fiel auf: Deutschland war gerade im Begriff, den klassischen Mittelstürmer Mario Gomez auszuwechseln, als dieser das Siegtor erzielte. Und kurz, bevor Vicente del Bosque sein System ohne echte Spitze aufgab, traf der als "falsche Neun" aufgebotene Cesc Fabregas zum Ausgleich.

Die folgenden Wechsel demonstrierten dann dennoch die von uns gestern noch in Frage gestellten Alternativen im spanischen Kader. Zuvor war es Italien dank der Tendenz der spanischen Flügelstürmer, im Zweifel in die Mitte zu ziehen, leicht gefallen, viele Spieler hinter den Ball zu bringen. Vor allem David Silva zeigte immer wieder den Wunsch, mit dem starken linken Fuß abzuschließen, anstatt rechts am Verteidiger vorbeizugehen.

Andres Iniesta machte auf der anderen Seite ein sehr gutes Spiel und suchte häufiger den Weg an die Grundlinie, das allerdings selten ganz außen, wo Jordi Alba öfter hätte überlappen müssen, um das Spiel in die Breite zu ziehen. So kann man ein 4-3-3 zu eng interpretieren und dem defensiv orientierten Gegner in die Karten spielen. Doch wir wollen hier nicht zu kritisch sein: Alle drei Offensivspieler waren ins 1:1 involviert, als endlich einmal eine klassisch spanische Kurzpasskombination funktionierte, obwohl Iniesta und Silva sich einer Zwei-gegen-Sechs-Situation zentral vor dem Strafraum ausgesetzt sahen.

Nach dem Ausgleich aber kam mit Jesus Navas ein echter Flügelstürmer zum Einsatz. Er bereitete zwar letztlich kein Tor vor, lieferte aber genau das, was David Silva zuvor nicht gelungen war. Und mit Fernando Torres kam ein Stürmer, der bei besserer Form das Spiel sogar noch für den Titelverteidiger entschieden hätte. Bedenkt man dann noch, dass mit Fernando Llorente und Alvaro Negredo noch zwei echte Stürmer, die zusammen in der abgelaufenen Liga-Saison 31 Tore erzielt haben, auf der Bank saßen, so muss man die Behauptung, Spanien habe keinen Plan B, entschieden zurückweisen.

3) Die Titelchancen beider Teams

Wer Spanien in einem Tippspiel im Viertelfinale ausscheiden lässt, wie der Verfasser dieser Zeilen, der kann das höchstens mit einer altruistischen Kollegenfinanzierung erklären, muss sich aber fragen, warum man ihn immer noch an Taktikanalysen heranlässt. So desolat kann die Personalsituation in der Redaktion doch gar nicht sein, dass sich kein besser geeigneter Praktikant für diese Aufgabe finden ließe?

Diese Interna können hier nicht weiter ausgebreitet werden. Wohl aber wollen wir festhalten, dass die Roja im nächsten Spiel gegen Irland antreten darf, das wohl limitierteste Team des Turniers, und auch gegen die besseren, aber defensiv anfälligen (Gordon Schildenfeld in der Startelf) Kroaten die Vorrunde beschließt. Da sollte das Viertelfinale nach dieser Leistung kein Problem sein, und selbst Frankreich, die mutmaßlich stärkste Mannschaft der Gruppe D, wird es schwer haben, ein KO-Spiel gegen Spanien zu gewinnen.

Doch auch Italien, das muss man nach dem Auftakt festhalten, kann definitiv Europameister werden. Die klägliche Vorstellung bei der WM erscheint schon jetzt wie ein Albtraum, an den man sich kaum noch erinnern kann. Zusammenfassend muss man nach jetzigem Stand davon ausgehen, dass beide Teams das Halbfinale erreichen können, in dem dann ein erneutes Match zwischen Deutschland und Italien nicht unwahrscheinlich wäre, wenn man sich den Spielplan ansieht.

Und das, so hypothetisch es bisher ist, wäre für jeden neutralen Fußballfreund ein Grund zur Freude. Aber ehe wir uns weiter um Kopf und Kragen schreiben und Thesen aufstellen, die von der Zeit schneller überholt werden als Mario Balotelli im Strafraum von Sergio Ramos, beschließen wir unsere Analyse mit einer letzten Würdigung eines tollen Fußballspiels und verweisen auf den morgigen Abend, wenn wir dann wahrscheinlich ins Schwärmen über England und Frankreich geraten.

4) Rettet die EM vor der UEFA!

Was interessiert uns unser Geschreibsel von vorgestern? Vor zwei Jahren wollten wir noch die EM abschaffen und den Auswahlfußball auf die WM beschränken, da dem Kontinentalturnier der letzte Glamour fehle. Jetzt müssen wir festhalten: Das Niveau zumindest der bisherigen Vorrundenspiele, wenn wir Kroatien - Irland mal vorsichtig ausklammern, ist weitaus besser als das des Turniers in Südafrika.

Das ist einerseits ein guter Grund dafür, dieses Turnier intensiv zu verfolgen, andererseits aber auch Anlass für einen Appell an die UEFA: "Mr Platini, scale down this tournament!", möchte man dem Verband in Paraphrase von Ronald Reagan zurufen. Denn die EM 2016 in Frankreich wird nicht weniger als 24 Teilnehmer haben, was einerseits einen verqueren Modus erzwingen wird, da man ein Achtelfinale dann nicht mehr logisch aus sechs Vorrundengruppen bilden kann, und zweitens das Niveau massiv verwässern wird.

Diese Entscheidung der UEFA wurde selbst in der Schweiz, die davon wohl profitieren würde, sehr kritisch gesehen: Lieber ein Turnier ohne die Nati als ein geschwächtes Feld, so der Tenor eines lesenswerten Kommentars auf sport.ch. Zu Recht, von der Teilnahme der Schweiz mal abgesehen. Denn gerade das Niveau der bisherigen Spiele etabliert die Euro als hochwertigsten Auswahlwettbewerb der Welt, was sich auch darin widerspiegelt, dass das Spiel Spanien gegen Italien es auf die Titelseite dreier der wichtigsten US-amerikanischen Sportseiten schaffte, ESPN, Sports Illustrated und NBC Sports.

Will man diesen Status aufgeben, nur, damit Teams wie Litauen, Weißrussland und Island öfter mal bei einer Endrunde dabei sein dürfen? Und wir dachten immer, die UEFA sei besser als die FIFA.

Daniel Raecke