
Kaum ein Spieler in der Bundesliga hat einen besseren Abschluss, wenn er über die Weite des Rasens kommt, als Son Heung-Min. Ob der HSV den Stürmer im Sommer halten kann, ist ungewiss. Augsburg konnte es jedenfalls nicht, der FCA verlor durch Sons Tor 0:2.
Rafael van der Vaart, der Erlöser, der den HSV wieder auf Erfolgskurs gebracht hat? Das meinen Viele. René Adler, Deutschlands Keeper Nummer Eins und der große Rückhalt? Stimmt beides. Aber viel zu oft wird die Rolle von Son unterschlagen. Der koreanische Stürmer hat in dieser Saison noch einmal einen Riesensprung gemacht und nach seinem Führungstor in Augsburg fünf Tore in den letzten sieben Spielen erzielt.
Vor allem macht Son die wichtigen Tore: das 1:0 und das 3:1 gegen Dortmund, das 1:0 in Fürth, jetzt das 1:0 in Augsburg. In Schwaben machte der 20-Jährige, dessen Vertrag im Sommer 2014 ausläuft, nach nur 13 Minuten seinen Treffer, mit einem tollen Abschluss von der Strafraumgrenze. Eingesetzt worden war er von Artjoms Rudnevs. Der Lette wird bisher, anders als Son, nicht mit einem Wechsel zu einem europäischen Spitzenclub in Verbindung gebracht.
Aber auch Rudnevs war jetzt schon an fünf Saisontoren des HSV beteiligt, was als Ausbeute nicht ganz so schlecht ist wie sein Image, das ihm aufgrund einiger ungeschickter Aktionen anhaftet. Allerdings war das Tor, das Rudnevs vorbereitete, vor allem durch den Abschluss von Son bemerkenswert, und das Tor, das er selbst erzielte, vor allem durch den Super-Assist von Van der Vaart.
Der hatte nach gut einer Stunde ein Anspiel von Son angenommen und einen Pass in die Schnittstelle zwischen beiden Innenverteidigern des FCA gespielt. Hinter dem Rücken von Sebastian Langkamp startete Rudnevs gut in den Ball und ließ Simon Jentzsch aus sechs Metern keine Chance.
Drei Änderungen bei Augsburg, eine beim HSV
Davon abgesehen, sah das Spiel der Hamburger Gäste, bei denen Maximilian Beister für Petr Jiracek in die Startelf gekommen war, über weite Strecken nicht unbedingt besser aus als das von Augsburg, bei dem Markus Weinzierl Jentzsch, Dominik Reinhardt und Jan Moravek für Mohamed Amsif, den verletzten Paul Verhaegh und Torsten Oehrl gebracht hatte. Aber gerade die Offensive der Schwaben ist in dieser Saison einfach nicht gut genug, was fünf Saisontore belegen, und woran auch der erneut nur eingewechselte Aristide Bancé nichts ändern konnte.
Anders als der HSV, bei dem eine Niederlage schon für Negativschlagzeilen sorgt, verzeiht man in Augsburg mangels Erwartungshaltung viel. Auch heute durfte die Mannschaft sich unter Szenenapplaus der eigenen Anhänger unter den 30.000 Zuschauern verabschieden. Was nichts daran ändert, dass es immer unwahrscheinlicher erscheint, dass Augsburg auch in dieser Saison vor dem HSV landen kann, wie in der Premierensaison geglückt.
Dass der HSV allerdings so stark bleibt wie momentan - für einen Abend rangiert Hamburg sogar auf einem Champions League-Platz - ist ebenfalls kaum glaubhaft. Viele der grotesk übersteigerten Negativanalysen der ersten Saisonwochen lassen sich aber schon jetzt nur noch mit einem Schmunzeln lesen. Was nicht zuletzt an Son liegt, und an seinen kongenialen Partnern Van der Vaart und Rudnevs. Kein einziges Saisontor der Rothosen wurde ohne direkte Beteiligung mindestens eines dieser Spieler erzielt.