Der spektakulärste Transfer seit knapp 20 Jahren ist perfekt: Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel wechselt von Red Bull zu Ferrari und tritt damit in die Fußstapfen von Rekordchampion Michael Schumacher.
Vettel ersetzt bei der Scuderia zur kommenden Saison seinen Langzeit-Rivalen Fernando Alonso aus Spanien. Das bestätigten die Italiener am Donnerstag, nachdem Vettel bereits Anfang Oktober seinen Abschied von Red Bull angekündigt hatte. Der 27-Jährige unterschrieb bei den Italienern einen Dreijahresvertrag.
"Damit wird ein Lebenstraum wahr", sagte Vettel: "Als ich ein Kind war, war Michael Schumacher in seinem roten Auto mein größtes Idol. Jetzt ist es eine unglaubliche Ehre, endlich die Chance zu haben, einen Ferrari zu fahren." Dem Vernehmen nach soll der Vierfach-Weltmeister pro Saison rund 25 Millionen Euro verdienen. Sein Teamkollege wird sein Kumpel Kimi Räikkönen, Alonso steht vor einer Rückkehr zu McLaren.
Vettel geht damit den Weg seines Helden Schumacher - und die Formel-1-Fans können sich auf die nächste deutsch-italienische Traumehe freuen. Der Kerpener war zur Saison 1996 nach zwei WM-Titeln mit Benetton zu Ferrari gewechselt, holte mit seiner "Roten Göttin" ab 2000 fünf WM-Titel in Serie für den traditionsreichsten aller Formel-1-Rennställe und baute sich damit ein Denkmal in Maranello.
Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci setzt große Hoffnungen in Vettel. "Mit Sebastian teilen wir den Hunger nach Erfolg und auch den Enthusiasmus sowie eine starke Arbeitsmoral und Zähigkeit", sagte der Italiener: "Schlüsselelemente für alle Ferrari-Mitarbeiter, um ein neues Kapitel in der Geschichte von Ferrari zu schreiben."
In die Fußstapfen von Schumacher
Wie damals Schumacher steht nun aber auch Vettel trotz aller Euphorie vor einer riesigen Herausforderung - schließlich liegt die stolze Marke am Boden. Ferrari fährt seit Jahren den eigenen hohen Ansprüchen hinterher, auch Alonso konnte dem Team nicht den ersehnten ersten Fahrer-Titel nach dem Triumph von Räikkönen 2007 bescheren. Nun soll Vettel aus der Verlierer-Truppe wieder ein Siegerteam formen. "Die Scuderia hat eine große Tradition in diesem Sport, und ich bin extrem motiviert dabei zu helfen, das Team wieder nach oben zu führen", sagte Vettel, "ich werde mein Herz und meine Seele geben, damit das passiert."Doch die Experten sind skeptisch, ob sich der Erfolg sofort einstellen wird. "Vettel muss in dieses unorganisierte Team hineintreten, diesen Haufen wieder aufrichten und zurück auf die Siegerstraße führen. Wenn ein neuer Besen kommt, kehrt der immer besser", sagte Ex-Weltmeister Niki Lauda zuletzt der Bild-Zeitung über den Wechsel: "Jetzt ist Sebastians deutsche Gründlichkeit gefragt. In Maranello fliegen im Moment nur die Spaghetti durch die Luft."
Doch das Ziel ist klar: Ferrari will mit Vettel endlich wieder zum Sieger-Team und Vettel mit Ferrari zur Legende werden. Das rote Auto ist der letzte Mythos der Formel 1. "Ich habe das Verlangen und den Hunger etwas Neues zu tun, etwas Neues zu erschaffen", sagte Vettel zuletzt.
Vettel muss sich beweisen
Und der Heppenheimer hat trotz seiner Titel durchaus noch etwas zu beweisen. Der in dieser Saison entzauberte Vorzeigefahrer wurde mit Red Bull zwar viermal Weltmeister, doch die ganz große Anerkennung blieb Vettel verwehrt. Zu sehr haftete dem Rennstall das Image des neureichen Brause-Teams an, das sich seine Siege erkaufte. Vettel dominiere nur, weil er über Jahre das beste Auto zur Verfügung hatte, hieß es häufig.Nun also der Schlussstrich: Nach insgesamt 15 gemeinsamen Jahren mit Red Bull, das ihn schon während seiner Kartzeit gefördert hatte, startet der Heppenheimer in eine neue Ära. "Fahrer von früher haben mir schon oft gesagt, dass es das Schönste wäre, im Ferrari zu gewinnen", sagte er einmal. Jetzt will er wie einst Schumacher endlich selbst dieses spezielle Ferrari-Feeling erleben.