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Genau in dieser Zeit verließ O'Sullivan die Schule kurz vor seinem Abschluss und wurde Snooker-Profi. Sein Vater durfte in den ersten Wochen der Urteilsfindung noch des Öfteren auf Kaution das Gefängnis verlassen und der junge Profi zeigte schnell, dass der Entschluss pro Snooker eine richtige Entscheidung war. Ob seiner guten Leistungen auf der Main Tour kletterte O'Sullivan schnell auf Platz 57 der Weltrangliste.
Von Platz 800 gestartet, verlief der Aufstieg rasant. Dabei setzte O'Sullivan natürlich eine neue Bestmarke, gewann dabei 74 von 76 Matches 38 davon in Folge. Ein Spitzname musste her und Snooker-MC Alan Hughes war von einem 5:0-Sieg O'Sullivans so beeindruckt, dass er ihn daraufhin The Rocket nannte.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag schlug O'Sullivan dann im Finale der UK Championship Snooker-Legende Stephen Hendry und durfte sich fortan jüngster Sieger bei einem Ranglistenturnier nennen. Heute ist es MC Rob Walker, der ihn mit den Worten ankündigt: "Blink and you've missed him 'cause here comes the Rocket, Ronnie O'Sullivan".
O'Sullivan war in der Weltspitze angekommen und die Presse überschlug sich mit Superlativen. Er war der Star am Himmel des Sports und Anführer der Generation um Spieler wie Mark Williams und John Higgins. Doch die Leichtigkeit ging verloren, auch weil er mit dem Druck nicht zurecht kam. Zudem wurde seine Mutter für sieben Monate ins Gefängnis gesteckt, da sie Steuern hinterzogen hatte.
"Ich schlief, aß, schlief, rauchte, aß, schlief, rauchte, aß"
Alkohol und Drogen halfen ihm in dieser Zeit über den Schmerz hinweg. Ronnie war gerade 19 und musste nun auch für seine zwölfjährige Schwester sorgen. Die Überforderung und das fehlende Selbstbewusstsein suchten sich ihren Weg nach draußen und es endete in wilden Partys. Snooker wurde zur Nebensache und so wurden Joints und per Taxi angeliefertes Junkfood zum täglichen Begleiter. "Ich schlief, aß, schlief, rauchte, aß, schlief, rauchte, aß", erklärte O'Sullivan damals.
Es waren viele Faktoren, die ihn immer wieder am Leben hielten und ihn immer wieder in den Sumpf zogen. Kaum hatte Ronnie erkannt, dass sein Leben an einem Wendepunkt angelangt war, raffte er sich auf, um sein Übergewicht zu bekämpfen und in Form zu kommen. Hatte er es geschafft, traf er seine alten Freunde und fiel zurück in das alte Schema. Nur seinem unglaublichen Talent hatte er es zu verdanken, dass er nicht aus den Top-16 fiel und weiterhin für jedes Turnier qualifiziert war. Aber die Probleme blieben.
So stand er 1996 kurz vor der Disqualifikation bei der Snooker-WM, da er Mike Ganley, dem Sohn eines Schiedsrichters, einen Kopfstoß gegeben hatte. Dazu verlor er den Irish Masters-Titel 1998, da er ob des Verzehrs von Haschkeksen positiv getestet wurde. O'Sullivan erklärt in seinem Buch: "Ein Teil meiner Suchtpersönlichkeit strebt nach Perfektion und weil ich sie nie erreiche, fühle ich mich als Versager ( ). Ich war daran gewöhnt, so zu sein und hatte die Entschuldigung, andere Menschen nicht an mich heran zu lassen und zu saufen oder high zu werden.