Ferrari ist nur noch eine Lachnummer. Nach einem amateurhaften Strategiefehler im Qualifying zum Großen Preis von Budapest entlud sich der ganze Spott über den einst so stolzen Rennstall aus Italien. Auch Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen kritisierte das eigene Team nach dem Patzer ganz offen. Die Scuderia ist endgültig am Tiefpunkt.
"Italienische Journalisten scherzen schon: Die havarierte Costa Concordia kommt schneller am Verschrottungshafen in Genua an als Ferrari in Budapest ins Ziel", kommentierte die römische Tageszeitung La Repubblica: "Ferrari, die übliche Katastrophe! Sogar Marussia fährt vor Räikkönen."
Räikkönen schied schon im ersten Teil des Qualifyings aus, weil die Teamleitung der Meinung war, dass seine bereits gefahrene Zeit zum Weiterkommen reicht. Ein folgenschwerer Fehler, der Finne wurde gnadenlos durchgereicht und musste von Platz 17 ins Rennen gehen. "Ich habe mehrfach nachgefragt, ob ich noch mal raus soll, doch das wurde verneint", sagte Räikkönen angefressen.
"Wir müssen einige Dinger ändern"
Anschließend platzte dem Weltmeister von 2007, der den letzten Fahrertitel für Ferrari holte, der Kragen. "Als Formel-1-Team sollten uns diese Dinge nicht passieren. Keiner von uns macht das hier das erste Jahr. Das ist nicht gut für mich, nicht gut für das Team, aber die Fehler wurden gemacht", sagte Räikkönen: "Wir müssen einige Dinge ändern und dringend besser machen."Das sehen auch Italiens führende Medien so. "In Budapest beobachtete man das Psychodrama eines orientierungslosen Teams", befand La Repubblica. Tuttosport ging derweil auf Räikkönen los. "Er fährt weiterhin schlecht und enttäuscht. Natürlich ist das Auto nicht perfekt, doch nach zehn Rennen sind seine Leistungen immer noch unter den Erwartungen". Abgesehen von Ex-Weltmeister Fernando Alonso, der zumindest um Podestplätze mitfahren kann, sei "alles katastrophal". Die Gazzetta dello Sport nannte den Fehler "einen harten Schlag".
Rückkehr für Titel
Räikkönen war im Winter eigentlich zur Scuderia zurückgekehrt, um erneut nach dem Titel zu greifen. Doch auf seine alten Tage ist der schweigsame Skandinavier im lahmenden Ferrari höchstens noch Mittelmaß. Auch im Stallduell mit Fernando Alonso ist der "Iceman" bislang chancenlos.Während Vizeweltmeister Alonso zumindest in die Nähe des Podests fahren kann, standen bei Räikkönen vor dem Grand Prix in Ungarn lediglich zwei siebte Plätze zu Buche. Das vorzeitige Karriereende steht im Raum, obwohl er noch ein Jahr Vertrag hat. Auch Alonsos Zukunft in Italien scheint nach einer weiteren unbefriedigenden Saison ebenfalls offen. Ferrari steht vor einem Scherbenhaufen.
Brawn der Heilsbringer?
Nach dem wohl nicht ganz freiwillig eingereichten Rücktritt von Teamchef Stefano Domenicali hatte Marco Mattiacci im April die Führung bei Ferrari übernommen. Erfolge kann er bislang jedoch keine vorweisen, stattdessen hagelt es Kritik. "Wir konzentrieren uns trotzdem auf unsere Arbeit", sagte Mattiacci.Ferrari buhlt angeblich weiter um die Dienste von Ross Brawn. Als technischer Direktor hatte der Engländer bei Ferrari auch dank Rekordweltmeister Michael Schumacher Erfolge am Fließband gefeiert. Nun soll der 59-Jährige, der sich eigentlich in den Ruhestand verabschiedet hat, die Scuderia am besten zu altem Glanz führen. Es dürfte eine Mammutaufgabe sein.