Ein Verkehrsunfall mit Blechschaden hat Lewis Hamilton ausgebremst, der alte und neue Weltmeister reiste erst später als geplant nach Sao Paulo - auf einen naheliegenden Witz hatte Stallrivale Nico Rosberg vor dem Großen Preis von Brasilien (So, 17 Uhr im LIVETICKER) aber keine Lust. "Nein", sagte der Deutsche mit einem schiefen Grinsen, er sei in Monaco nicht der Unfallgegner gewesen. So weit geht die Rivalität dann doch nicht.
"Niemand wurde verletzt, das ist das Wichtigste", schrieb Hamilton über den Unfall bei Instagram, "aber der Wagen wurde beschädigt, und ich habe ein stehendes Auto leicht berührt." Am Donnerstag im Fahrerlager wollte er dann nicht mehr darüber sprechen, sportlich steht der Weltmeister ausnahmsweise ohnehin nicht im Fokus - alles schaut auf das Duell um die "deutsche Meisterschaft": Rosberg gegen Sebastian Vettel. Der Kampf um Rang zwei sorgt für den letzten Funken Spannung im Endspurt der Formel 1.
"Wir wollen uns zwischen die Silberpfeile schieben", sagte Vettel mit Blick auf das Klassement: "Zwei Rennen stehen noch aus, das sind zwei potenzielle Siege. So lange es möglich ist, glauben wir daran." Schon in Sao Paulo könnte allerdings die Entscheidung zugunsten Rosbergs fallen. Der Mercedes-Pilot hat das Teamduell gegen Hamilton zwar erneut deutlich verloren, 21 Punkte Vorsprung sind es aber noch auf Vettel - und der Silberpfeil ist noch immer das stärkere Auto. "Deshalb ist es mein Ziel, meine Form aus Mexiko in dieses Rennen mitzunehmen", sagt Rosberg mit Blick auf seinen Sieg vor knapp zwei Wochen.
Vettel erinnert an Aufholjagd
Für Vettel spricht vor allem seine komfortable Situation. Ferrari muss nicht mehr gewinnen, die Überlegenheit von Mercedes ist hinlänglich bekannt - aber Ferrari kann gewinnen, das haben die drei Saisonerfolge des Hessen gezeigt. Der Abstand wird immer kleiner.
"Denkt daran, dass wir noch vor neun Monaten fast eineinhalb Sekunden Rückstand hatten", sagt Vettel, "jetzt ist es nur noch eine halbe Sekunde oder sogar weniger. Wir haben in diesem Jahr einen fantastischen Job gemacht." Zudem spielt alles Unvorhersehbare den noch unterlegenen Jägern in die Karten. Und davon gibt es in Brasilien stets eine ganze Menge.
So spielt das "verrückte Wetter" (Rosberg) in Sao Paulo fast immer eine Rolle, und auch in diesen Tagen zuckten bereits die Blitze durch den dunklen Himmel über der Millionen-Metropole. Auch am Wochenende sind Hitzegewitter nicht ausgeschlossen.
"Fühle stets seine Präsenz"
Hamilton soll dann längst wieder bei vollen Kräften sein. Nach seinem Unfall am Montagabend ging er den Schritt an die Öffentlichkeit wohl auch, um anderen zuvor zu kommen. "Es gibt Menschen, die meine Position kennen, und die würden versuchen, einen Vorteil daraus zu ziehen", schrieb Hamilton, der zuletzt in der Tat wegen einer fiebrigen Erkältung kürzer treten musste.
Am Sonntag soll er seinen Boliden wie geplant in die Startaufstellung steuern, und das wird er mit großen Ambitionen tun - in Gedanken bei seinem großen Idol Ayrton Senna. "Das war Ayrtons Heimrennen", sagt Hamilton, "wenn ich dort bin, fühle ich stets seine Präsenz."
In acht Anläufen hat der Engländer noch nie in Sao Paulo gewonnen, und irgendwie verbindet ihn das sogar mit dem Brasilianer. "Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass Ayrton selbst acht Anläufe brauchte", sagt Hamilton. Sollte ihm nun der erste Triumph gelingen, so der 30-Jährige, "dann wäre das eine Verbeugung vor Ayrton und ein weiteres Highlight in diesem fantastischen Jahr."