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Borussia Dortmund
Prognose: Platz 4. Realität: Platz 1.
Platz vier? Gut, dass Leute wie wir keine Bundesliganoten verteilen. Oh, warten Sie... Wie konnte es zu dieser Fehleinschätzung kommen? 1) Die negativen Faktoren wurden richtig benannt, aber überschätzt. Die Champions League-Doppelbelastung warf den BVB tatsächlich aus dem Konzept. Aber nur kurz. 2) Die Mannschaft ist noch besser geworden als in der Vorsaison, was sowohl für das Mannschaftsgefüge und die taktische Reife als auch für die Qualitäten der einzelnen Spieler gilt.
Zur Ehrenrettung können wir höchstens anführen, dass wir schon zu Saisonbeginn die einige Wochen zuvor getroffene Prognose "Platz vier" zu relativieren versuchten, weil wir kalte Füße bekommen hatten. Und im Winter sagten wir dem BVB dann auf einmal wieder die Titelverteidigung voraus. Diese Hinweise werden Sie aber so sehr überzeugen wie den Lehrer der Schüler, der sein miserables Diktat durch den Hinweise zu verteidigen sucht, er habe immerhin seinen Namen richtig geschrieben. Fail ist fail. Wie man heute sagt. Glauben wir zumindest. Dass man das so sagt.
Bayer Leverkusen
Prognose: Platz 3. Realität: Platz 5.
Haben wir Robin Dutt überschätzt? Entweder das, oder wir haben den langfristigen Umbau der Mannschaft als Aufgabe unterschätzt. Angesichts der extrem schwankenden Leistungen Bayers unter dem später gefeuerten Coach stellt sich die Frage, ob die guten Leistungen (Sieg gegen Bayern, Erreichen des Achtelfinals in der Champions League) das wahre Potenzial von Profis und Trainer anzeigten. Vielleicht nicht, aber das komplette Scheitern, als das Dutts Amtszeit vielfach gesehen wurde, war es dann auch nicht. Aber als Dutt gehen musste, schien statt Platz fünf durchaus auch Platz neun realistisch, was gegen den Coach spricht - und gegen unsere Vorhersage.
Schalke 04
Prognose: Platz 2. Realität: Platz 3.
Da wir schon so oft in dieser Aufstellung darüber lamentiert haben, dass Trainerwechsel unseren Prognosen in die Quere gekommen sind, ist Schalke ein gutes Beispiel dafür, dass eine unerwartete Veränderung auch andere Folgen haben kann. Nach dem Rücktritt Ralf Rangnicks kam Schalke unter Huub Stevens noch besser in Tritt und trat lange Zeit wie eine Spitzenmannschaft auf.
Obwohl die Knappen in den Spielen gegen andere Topteams meist schlecht aussahen, waren sie noch Anfang Februar punktgleich mit der Tabellenspitze. Auch ein Verdienst Klaas-Jan Huntelaars und seiner überragenden Saison, doch die Qualität des größtenteils noch von Felix Magath zusammengestellten Kaders machte Schalke auch jenseits des Niederländers zum drittbesten Team der Liga - und damit zu einem sicheren Champions League-Teilnehmer.
Bayern München
Prognose: Platz 1. Realität: Platz 2.
Kein besonders mutiger Tipp vor der Saison, und auch keine absurde Prognose in der Rückschau. Letztlich wurde Borussia Dortmund aber verdient Meister, obwohl seit Einführung der Dreipunkteregel außer Jürgen Klopps Meisterteams nur ein anderer Club als die Bayern eine bessere Saison spielte als der jetzige Vizechampion: Werder Bremen hatte 2004 einen Punkt mehr als die jetzigen Bayern. Als Meister hatten wir Bayern vorgesehen, als Champions League-Sieger nicht. Vielleicht kommt es ja genau andersherum.
Daniel Raecke