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Bei so viel vermisstem Glanz war die Bild immerhin origineller, wenn auch in der Formulierung "Die Tore ein Hammer, das Spiel ein Jammer" kaum weniger kritisch. Letztlich folgten die meisten Medien nach dem Spiel dem ARD-Kommentar von Steffen Simon, der das Spiel im Fernsehen sehr negativ gesehen hatte.
Ausnahmen bildeten Boris Herrmann in der Süddeutschen Zeitung, der unter der Überschrift "Ordentliche Abschlussprüfung" resümierte: "Und auch wenn es diesmal kein rauschendes 9:1 wurde, sondern nur ein solides 2:0 gegen Israel, darf man diesen Abschlusstest als weitestgehend geglückt betrachten."
Noch positiver Michael Horeni in der Frankfurter Allgemeinen, der die deutsche Mannschaft "wieder jederzeit geordnet - und mit spielerischen Ansätzen, die an bessere Zeiten erinnerten und die einen schönen EM-Sommer in Polen und der Ukraine nicht als Illusion erscheinen lassen" gesehen hatte. Horeni befand weiter: "Es war ein hochverdienter Sieg, der noch deutlich höher hätte ausfallen können bei konsequenter Chancennutzung."
Bleibt aber die Frage, was genau die Mehrheit der Journalisten sich vom Spiel gegen die schwachen Israelis erhofft hatte. Mangelnde Dominanz konnte man der deutschen Mannschaft tatsächlich kaum vorwerfen, die Statistiken von Opta wiesen nach dem Match ein Torschussverhältnis von 24:4 auf, vom deutschen Ballbesitz, der insgesamt etwa zwei Drittel der Spielzeit einnahm, hielten die Spieler von Joachim Löw das Leder nur zu 22 Prozent in der eigenen Spielhälfte, was für die offensive Grundordnung der Nationalelf spricht.
Sicher entsprach das 2:0 diesen Spielanteilen nicht, aber das Spiel selbst schon. Zumindest vor dem Hintergrund des Testspielcharakters zu diesem Zeitpunkt der EM-Vorbereitung wäre ein vorsichtig optimistisches Fazit eigentlich denkbar. Zumal die Steigerung im Vergleich zum 3:5-Debakel in der Schweiz fünf Tage zuvor augenfällig war, gegen einen Gegner, der zwar etwas, aber nicht wesentlich schwächer als die Schweiz eingeschätzt werden konnte.