Bayern München hat in der Bundesliga 20 Punkte Vorsprung, steht im DFB-Pokal-Halbfinale und im Viertelfinale der Königsklasse - der 2:1-Sieg bei Bayer Leverkusen war wettbewerbsübergreifend der 12. Sieg in den letzten 13. Spielen. Dennoch scheint kaum einer zufrieden zu sein.
Mahnende Worte und der erhobene Zeigefinger sind in Mode in München, seit Uli Hoeneß nach dem 0:2 gegen den FC Arsenal beklagt hatte, dass die Mannschaft "seit drei Wochen schönen Dreck" spiele.
Trainer Jupp Heynckes hatte diese Kritik ganz lässig und schelmisch vor dem Spiel in Leverkusen (Einzelkritik zum Spiel) gekontert. "Vor drei Wochen haben wir bei Arsenal ein Klasse-Spiel und eine Woche später im Pokal zuhause gegen Dortmund ein noch besseres Spiel gemacht. Also hat er schon - er hatte ja die Grippe - so ein bisschen Zeitverschiebung einkalkuliert", erklärte er bei LIGA total!
Heynckes bleibt gelassen
Die Ansprüche sind nach einer bisher brillanten Saison enorm gestiegen beim FC Bayern, genauso wie die Angst vor einem Einbruch in der entscheidenden Phase der Saison. Zwei Dortmunder Meisterschaften und das verlorene Champions League-Finale im eigenen Stadion haben Spuren hinterlassen.
Drei Punkte nach einem "schmutzigen Sieg" wie gegen Düsseldorf, Hoffenheim oder Leverkusen sind nicht mehr genug, weil fehlende spielerische Leichtigkeit ein Indiz für Selbstzufriedenheit, fehlenden Biss oder mangelnde Einstellung sein könnte.
Immerhin hat es trotz schwächerer Spiele, Arsenal ausgenommen, immer zu einem Sieg gereicht. Auch das ist eigentlich Zeichen von Qualität, aber beruhigende Wirkung scheint es auf die Verantwortlichen beim FC Bayern nicht zu haben.
Robben fürchtet frühe Meisterschaft
Bevor es im Viertelfinale der Champions League zum ersten Duell mit Juventus Turin kommt, könnte sich die "Lage sogar noch verschlimmern, sprich der Meistertitel perfekt sein". Gewinnt der BVB am 30. März nicht beim VfB Stuttgart, könnte der FC Bayern das Titelrennen mit einem Heimsieg gegen den Hamburger SV sogar schon am 27. Spieltag entscheiden - so früh wie nie zuvor.
Diese Komfortzone Bundesliga wäre Gift für die anderen Ziele des FC Bayern, befürchtet Arjen Robben: "Aber es wäre schade und vielleicht sogar eine Gefahr, wenn es in den letzten Liga-Spielen für uns um nichts mehr gehen würde. Vom Kopf her ist es wichtig, dass wir bis zum Schluss scharf bleiben, denn wir haben noch andere Ziele."
Sammer meldet sich zu Wort
Diese Ziele sieht auch Matthias Sammer in Gefahr, der nach dem Leverkusen-Spiel die Rolle von Uli Hoeneß als Chef-Mahner übernahm. "Wir müssen schleunigst wieder darüber nachdenken, was uns extrem stark gemacht hat. Da haben wir zwei, drei Prozent nachgelassen. Das können wir uns nicht erlauben!"
Bis zum Spiel gegen Juventus Turin wird man sich an solche Aussagen gewöhnen müssen, ganz egal, ob Bayern München den HSV davor bezwingt oder nicht oder gar der Meistertitel schon in der Tasche hat. Denn die Bundesliga allein kann den Titelhunger der Bayern in diesem Jahr nicht stillen. Und für das Traumziel Champions League werden Uli Hoeneß und Matthias Sammer jede Gelgenheit nutzten um das Team verbal auf Kurs zu halten.