Vor einem Jahr versank Bayer Leverkusens Saisoneröffnung im Regen. Ein schlechtes Omen, das peinliche Pokal-Aus, eine verkorkste Saison und Dutts Rausschmiss folgten. Diesmal lachte die Sonne und im Pokal liefs gut. sportal.de glaubt, dass es so bleibt.
Schützenfeste auf Dorfplätzen gegen unterklassige Teams sind zwar gut für das Selbstbewusstsein, wirklich gefordert wird die Mannschaft bei diesen Auftritten aber nicht. Den nötigen Feinschliff kann man einer Mannschaft aber nur geben, wenn man sich mit namhaften und qualitativ hochwertigen Gegnern misst. Dass es in der Vorbereitung daher auch mehr Niederlagen (unter anderem SSC Neapel und FC Liverpool) als Siege setzte (MSV Duisburg, Kickers Offenbach), beunruhigte daher kaum jemanden in Leverkusen.
Best Case-Szenario: Die Champions League ist für Bayer Leverkusen drin
Die Abgänge am Ende der letzten Saison waren zwar zahlreich und prominent, doch ehrlich gesagt, sportlich durchaus zu verschmerzen gewesen. René Adler, Michael Ballack, Tranquillo Barnetta hatten entweder aufgrund von Verletzungen oder nachlassender Leistungsfähigkeit in der abgelaufenen Saison ohnehin keine Rolle mehr gespielt, Vedran Corluka und Eren Derdiyok zwar immerhin noch gespielt, waren dem Team in seinen Schwächephasen letztlich aber keine große Hilfe.
Dafür hat sich Bayer für die neue Saison mit jungen, aber dafür hochtalentierten Spielern verstärkt. Innenverteidiger Philipp Wollscheid hatte sein riesiges Potential schon in der abgelaufenen Saison beim 1. FC Nürnberg unter Beweis gestellt, Daniel Carvajal kommt immerhin aus der Nachwuchsschmiede von Real Madrid und wurde mit enormen Vorschusslorbeeren bedacht.
Beide passen hervorragend in das Bayer-Konzept, mit jungen, aber bereits über einige Erfahrung verfügenden Spielern, eine schlagkräftige Truppe zu formen. Vor allem Wollscheid sollte sich mit seiner Erfahrung dort schnell einfügen können. Er ist absolut in der Lage, die in der letzten Saison schwächelnde Verteidigung zu stabilisieren. Wollscheid soll außerdem neben Lars Bender, den Bayer nicht zu Bayern München wechseln ließ, Andre Schürrle, für den Leverkusen ein 25 Millionen-Angebot aus Chelsea ausgeschlagen hatte, und Kapitän Simon Rolfes zu den Führungsspielern zu gehören.
Einen Entwicklungsschub hat der am Ende der letzten Saison noch oft gescholtene Karim Bellarabi vollzogen, der im Pokal gegen Jena traf und auch das Interesse von Marokkos Nationaltrainer Eric Gerets geweckt hat, der den deutschen U21-Nationalspieler gerne in seinem A-Team sähe. "Wir lernen gerade einen ganz anderen Karim kennen. Er hat sich enorm entwickelt", lobte Trainer Sascha Lewandowski, mahnte aber noch weitere Verbesserungen im taktischen und körperlichen Bereich an.
Die werden auch von Renato Augusto erwartet, der endlich wieder konstant an seine Bestform anknüpfen und zum Leistungsträger werden soll. Auch damit er seine Stärken voll zur Geltung bringen kann, haben Teamchef Sami Hyypiä und Lewandowski ihr System vom unter Robin Dutt praktizierten 4-2-3-1 auf 4-3-3 umgestellt. "Er musste früher sehr weite Wege zurücklegen, in unserem neuen System ist das nicht mehr so der Fall", erklärte Lewandowski laut express.de.
Das neue System bietet zudem auch Schürrle offensiv mehr Freiheiten, die ihm, so hoffen die Bayer-Verantwortlichen, helfen werden, an seine besten Mainzer Tage anzuknüpfen. Klappt alles wie erhofft, ist für Bayer Leverkusen bis zu Platz drei eigentlich alles drin.
Worst Case-Szenario: Leverkusen rutscht bis auf Platz zehn ab
Das 4-3-3 bringt aber nicht nur viel Potential für eine erfolgreiche Saison mit sich, sondern birgt auch einige Risiken in sich. Die Außen der Viererkette sind bei Ballbesitz sehr offensiv ausgerichtet und beackern die gesamten Außenbahnen alleine. Vor der Verteidigung sichert ein Sechser ab, die beiden Achter bekleiden davor das Halbfeld, zwei Zehner spielen innen hinter einem Mittelstürmer. Das bringt in der Vorwärtsbewegung theoretisch viel Dominanz, zwingt aber auch zu viel Laufarbeit in der Rückwärtsbewegung.