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Aber der Reihe nach: Während der EM traute Löw Schmelzer den Sprung zum Stammspieler noch nicht zu, nun darf er sich in den vier verbleibenden Spielen 2012 gegen Österreich, Irland, Schweden und die Niederlande beweisen. Löw ist sich sicher, "dass Schmelzer bei uns angekommen ist und angreifen wird." Oder sollte man eher sagen: Für eine EM hätte es noch nicht gereicht, nun will sich Löw den Luxus leisten, Spieler auszubilden.
Denn wenn man Schmelzers bisherige Karriere genauer betrachtet, so ist er ein guter Bundesliga-Spieler, der das Glück hat, beim Deutschen Meister zu spielen und bei einem Überangebot auf seiner Position wohl keine realistische Chance auf eine große Nationalmannschafts-Karriere hätte. Defensiv steht Schmelzer meist sehr gut, bei den offensiven Anforderungen eines modernen Außenverteidigers ist aber noch viel Luft nach oben.
Trotzdem geht Löw den richtigen Weg, denn das ausgedünnte Angebot auf dieser Position kann er nicht ausmerzen. Er nimmt Schmelzer den Druck und kann ihn mit dem Faktor Zeit weiter an die Anforderungen im Nationalteam heranführen. Im aktuellen Team ist Khediras Werdegang ähnlich zu bewerten, der Sechser hat sich seinen Status Quo im deutschen Fußball vor allem durch die Leistungen im DFB-Team erkämpft.
Umso erstaunlicher ist es, dass Löw und Flick um Sturm auf diese Idee verzichten. Klose und Gomez sind gesetzt, dahinter drängt sich tatsächlich kaum jemand auf, aber ob Klose 2014 noch für ein großes Turnier, zumal in Südamerika, infrage kommt, ist heute schwer zu beantworten.
Wer hätte denn überhaupt das Zeug, an das Nationalteam herangeführt zu werden? Patrick Helmes ist verletzt, Stefan Kießling zu inkonstant. Der Rest ist jung, aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht bereit für eine Nominierung: Julian Schieber (BVB), Nils Petersen (Bremen), Alexander Esswein (Nürnberg), Samed Yesil (FC Liverpool), Sebastian Polter (Nürnberg), Peniel Mlapa (Gladbach), Niclas Füllkrug (Bremen) oder Kevin Volland (Hoffenheim) brauchen noch Zeit, aber im Hinblick auf die WM sollte Löw - in Absprache mit den jeweiligen Trainern - zum Ausbilder werden.