(Seite 2 von 3)
"Natürlich gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten - ich bin mit meinen 23 Jahren auch noch nicht am Ende meiner Entwicklungen", sagte Özil vor dem Auftakt der WM-Qualifikation zu den kritischen Tönen rund um seine Person. Spielerisch gibt es keine Zweifel an Özil, ein Gegenpressing funktioniert aber nur, wenn alle Spieler mitziehen. Und da der Dortmunder Mario Götze die Anforderungen verinnerlicht hat, ist Özils Stammplatz nicht auf ewig in Stein gemeißelt.
2) Verschläft Löw neue Taktik-Trends?
"Wir haben zwei, drei Themen herausgestrichen für die nächsten zwei Jahre", sagte Löw vor dem ersten Qualifikationsspiel gegen die Fußball-Zwerge. Das Gegenpressing ist das eine, die Chancenverwertung ein weiteres, auch die totale Konzentration auf das nächste Spiel soll wieder stärker in den Vordergrund treten. Aber reicht das schon, um Niederlagen wie gegen Italien aus dem Weg zu gehen?
Taktische Revolutionen brachte die EM zwar nicht und in Zukunft erwarten die Trainer der großen Clubs auch keine gravierenden Änderungen, das war ein Ergebnis des UEFA-Elitevereinstrainer-Forum, bei dem auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp reinschnuppern durfte. "Es wird", erzählte Klopp den Ruhr-Nachrichten, "nicht mehr um neue Systeme, sondern um die Ausgestaltung der vorhanden Systeme gehen. Wo wird gestört? Wo wird gepresst?"
In Nuancen konnten aber auch bei der EM Veränderungen festgestellt werden. Italien war auch erfolgreich, weil sich die Abwehrreihen mit dem Zwei-Stürmer-System schwer taten. Spanien und Italien experimentierten mit der Dreierkette in der Abwehr und Spanien spielte immer mal wieder ohne echten Stürmer - die beiden besten Teams der Euro waren innovativ.
Doch in dieser Frage liegt Löw richtig, der den grundsätzlichen Weg des Nationalteams nicht infrage stellen und sein taktisches Konzept nur ergänzen will. Zwei Stürmer sind in Deutschland ohnehin schwer zu finden (siehe unten), die Dreierkette ist zwar durchaus Erfolg versprechend, wird in der Bundesliga aber überhaupt nicht gespielt und das Spiel mit der falschen Neun ist sogar in Spanien umstritten. Das DFB-Team wird nicht automatisch Erfolg haben, weil die bisherige Taktik aufgegeben wird.
3) Kann die Nationalmannschaft ausbilden?
Die Aufarbeitung der EM verlief nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus gegen Italien nicht geräuschlos, der Bundestrainer musste sich viele kritische Töne anhören. Wegen der Altersstruktur war aber eines völlig klar: Einen personellen Neuanfang in der Mannschaft wird es nicht geben, wie auch Sami Khedira im Kicker-Interview bestätigte: "Personell brauchen wir überhaupt keine Änderungen."
Trotzdem gibt es zwei Positionen, wo frisches Blut högscht willkommen wäre: Beim Stoßstürmer fehlen Löw wie beim Linksverteidiger die Alternativen. In der Viererkette will Löw diesen Umstand einfach ignorieren und befördert Dortmunds Marcel Schmelzer einfach zum Stammspieler. Ohne den verletzten Mario Gomez bestreitet Deutschland aber auch das zweite WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich ohne zweiten echten Stürmer hinter Miroslav Klose. "Schauen Sie sich in der Bundesliga um: An typischen Zentrumsstürmern mangelt es", sagte Co-Trainer Hansi Flick gegenüber der Frankfurter Rundschau zur Nicht-Nominierung. "Weil derzeit niemand sonst in unser Positionsprofil passt."