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Oranje-Keeper Kenneth Vermeer musste jedenfalls in 90 Minuten keinen Ball halten, Neuer rettete nach dem besten niederländischen Angriff in der Schlussphase mit guter Parade gegen einen Schuss von Daryl Janmaat, der zuvor mit Dirk Kuyt Doppelpass gespielt hatte. Das aber nur zum Thema "bessere Mannschaft". Ein unverdienter Punkt war es nicht, sondern ein sehr statisches, über weite Strecken langsames Spiel.
Aber es war, und das ist nach dem Schweden-Schock ja auch eine gute Nachricht, ein alles in allem von der DFB-Elf kontrolliert und souverän vorgetragenes Auswärtsspiel. Die Defensive hatte nicht all zu viele Probleme, und die lange Zeit tief abwartenden Niederländer erlaubten es Deutschland, bei Ballbesitz auf eine Art 2-4-4 umzuschalten, indem die Außenverteidiger auf Höhe mit Lars Bender und Ilkay Gündogan rückten und vorne in Ermangelung eines gelernten Stürmers vier Offensive warteten.
Nun verschob die Oranje-Defensive nicht nur vertikal, sondern auch horizontal sehr gut. Es hätte also schneller Spielverlagerungen bedurft, um über die Außenbahnen in den Rücken der Viererkette zu gelangen - oder hohe Bälle über die Deckung in den Lauf von schnellen Spielern wie Marco Reus und Mario Götze zu spielen. Das gelang aber - vielleicht auch aufgrund der mangelnden Eingespielheit einer Mannschaft, die nur einmal zusammen trainiert hatte - nur in Ansätzen und selten über die Dauer eines kompletten Spielzuges.
Gleichwohl sollte nicht der Eindruck entstehen, dass das deutsche Spiel "nicht funktioniert" habe. Angesichts des passiven Auftretens der Elftal konnte man vielleicht glauben, Deutschland müsse als Favorit auch in Amsterdam zwingend gewinnen. Tatsächlich aber ist ein Unentschieden auswärts bei einer der großen Fußballnationen ein ordentliches Ergebnis, zumal mit diesem Personal. Nicht mehr, und nicht weniger.
3) Gibt es wirklich keine deutschen Stürmer?
Die Frage, ob die Taktik mit Götze als "falscher Neun" die richtige Wahl gegen die Elftal war, lässt sich nur beantworten, wenn man Alternativen dazu aufzeigen kann. Richtig ist, dass sich im tatsächlichen deutschen Kader keine klassischen Mittelstürmer befanden. Aus der Startelf hätte man nominell eher Marco Reus oder Thomas Müller in der vordersten Reihe erwartet, von der Bank hätten Lukas Podolski oder André Schürrle am ehesten gepasst.
Aber gab es wirklich niemanden, den man hätte einladen können? Da Mario Gomez noch nicht fit war und Miroslav Klose nicht mehr, da Patrick Helmes zudem von seinem Kreuzbandriss genest, gibt es darauf nur die Antwort, die in der Diskussion dieser Tage ohnehin immer gegeben wird: Stefan Kießling. Unabhängig von der nicht so entscheidenden Frage, ob der Leverkusener nun gerade zu diesem Test hätte mitgenommen werden müssen, ist das DFB-Trainerteam anscheinend davon überzeugt, dass Kießling nicht einmal als vierter Stürmer im Kader eine Zukunft hat.
Und ja, wir haben die Zitate auch gelesen, in denen Joachim Löw kürzlich sagte, Kießling sei "nicht vergessen". Wow. Sektkorken bei Familie Kießling. Natürlich ist er nicht vergessen, an die letzte Sportschau, in der man seine jeweils jüngsten Tore gesehen hat, kann sich doch wohl jeder erinnern. Fakt ist aber, dass Löw ihn eben nicht zu brauchen glaubt. Wenn das so ist, dann wird es aber sofort düster, wenn man nach Alternativen sucht. So düster, dass man einen stärkeren Suchscheinwerfer braucht als unseren Null-Länderspiele-Kader, um sie zu finden.