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Die deutsche Viererkette schob vor allem vor der Pause sehr hoch an die Mittellinie, und obwohl die Niederländer zunächst wesentlich mehr Ballbesitz hatten, boten sich ihnen kaum Räume zum Spielaufbau. Die theoretisch beste Chance wären hohe Bälle über die deutsche Abwehr hinweg gewesen, und das hätte in der Anfangsphase einmal fast geklappt, als Robin van Persie Mats Hummels entwischt war, den Ball dann aber frei vor Manuel Neuer nicht unter Kontrolle bringen konnte.
Meistens aber hatte die deutsche Aufstellung Erfolg, auch, weil die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld stets eingehalten wurden und acht bis neun Feldspieler gegen den Ball arbeiteten. Dazu war die Aufgabenverteilung zwischen den beiden deutschen Innenverteidigern klar: Hummels der Proaktivere, der den Ball attackierte und nach Gewinn desselben das Spiel eröffnete, während Badstuber absicherte. Die Außenverteidiger wurden bei Bedarf von Thomas Müller und Lukas Podolski unterstützt, so dass sich im ganzen Spiel kaum ein niederländischer Angriff über die Flanken entwickeln konnte.
Klingt banal? Mag sein, dass in der Theorie heute so Fußball gespielt werden sollte, aber während Deutschland wie eine reifere Version von Borussia Dortmund wirkte (was ob der Tatsache, dass nur ein BVB-Profi, aber sieben Bayern-Spieler starteten, einige Fragen aufwirft, nicht zuletzt an Jupp Heynckes), fehlte es bei der Elftal vor allem vor der Pause in eklatanter Weise an der Abstimmung aufeinander.
2) Die Akte Jetro Willems
Dieser Vorwurf ist noch zum geringsten Teil der Viererkette zu machen, dem nominell schwächsten Mannschaftsteil. Denn hier machte eigentlich nur der junge Jetro Willems ein schwächeres Spiel, was aber von Mesut Özils Tendenz, nach rechts zu rücken, erzwungen wurde. Diese Seite der Elftal-Abwehr wurde so von Deutschland überladen, wie man so sagt, und Willems stand bei beiden Gegentoren nicht auf seiner angestammten Position.
Beim ersten war er schräg nach vorne zur Seitenauslinie geeilt, um Müller zu stellen, beim zweiten verlor er ein Kopfballduell gegen Müller und Joris Mathijsen musste mit Gomez nach außen eilen, Willems ordnete sich als Innenverteidiger ein, der dann Gomez nicht am Abschluss hindern konnte.