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Trotzdem schwankt gerade im Baseball das Gehaltsgefüge der einzelnen Teams sehr. Selbst die Boston Red Sox, die mit 40 Millionen weniger hinter dem New Yorker Erzrivalen Nummer zwei der Finanz-Schwergewichte sind, zahlen mit 162 Millionen US-Dollar in dieser Saison das Vierfache vom sparsamsten Team, den Pittsburgh Pirates.
Zeit für die Wende?
Genau dort setzen auch die Kritiker an: Was, so fragen sie, bringt eine Soft Cap, wenn nur ganz wenige sie überschreiten? So werden auch regelmäßig Rufe nach einer echten Salary Cap laut. Andererseits werden diese Rufe schnell mit der Antwort, dass es doch Chancengleichheit gäbe, gekontert.
Einer der lautesten dabei ist Liga-Boss Bud Selig, der nach der letzten World Series unter anderem der Pittsburgh Tribune erklärte, dass er die Rufe nach einer Cap nicht verstehe: "In den letzten fünf Jahren hatten wir die größte Chancengleichheit aller Zeiten", sprach der Commissioner und wurde unter anderem von Joe Starkey vom Tribune widerlegt. Zwar gab es in den letzten Jahren immer verschiedene Gewinner der World Series, allerdings gaben auch diese einiges mehr aus als die Underdogs der Liga, meist das Doppelte und mehr. Zudem kamen von 2004 bis 2008 nur vier von insgesamt 48 Teams mit Gehaltsausgaben von unter 60 Millionen US-Dollar in die Playoffs, so Starkey weiter.
In dieser Spielzeit sprechen die Fakten etwas für Seligs Position, mit den San Diego Padres und den Texas Rangers sind unter anderem zwei Teams vom unteren Ende der Nahrungskette im Kampf um die Playoffs sehr gut dabei. Doch dies ist zunächst nur eine Momentaufnahme. Zeit zur DIskussion über die Einführung einer Salary Cap gibt es spätestens zum nächsten Weihnachtsfest: am 11. Dezember 2011 läuft der derzeitige Tarifvertrag zwischen Spielergewerkschaft und Liga aus.
Und was ist mit Fußball?
Auch die MLS versucht sich am Vorbild der großen Ligabrüder. Dort dürfen gerade einmal 2,5 Millionen US-Dollar für das gesamte Team ausgegeben werden - nach einer solchen Obergrenze würden sich einige Manager unterklassiger Vereine in Deutschland sicher sehnen.
Doch wie verdienen David Beckham und Thierry Henry ihre Bagel? Ganz einfach, um das Zug- und Werbepferd Becks in die Liga zu locken und das Geschäft anzukurbeln, wurde 2007 die Ausnahme von der Regel geschaffen. So darf jedes MLS-Team einen "Designated Player" bestimmen, der nicht unter diese Regel fällt. Und damit zeigen die kleinen Fußballbrüder genauso wie die großen vier Ligen auf: Eigene Regeln sind meist dazu da, um Ausnahmen zu schaffen. Wenn es der Gewinnmaximierung dient, bleibt die Chancengleichheit gerne einmal auf der Strecke.
Sven Kittelmann