Abpfiff für Felix Brych: Für den 38 Jahre alten Schiedsrichter aus München ist die Fußball-WM in Brasilien vorzeitig beendet. Nach nur zwei Einsätzen in der Vorrunde muss Brych vor den Halbfinalspielen die Koffer packen. Das teilte die FIFA nach einer Entscheidung seines Schiedsrichter-Komitees am Montag mit.
Der deutsche Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel (Kyllburg) hatte Brych zuletzt noch gelobt. "Er hat bei dieser WM so konsequent und gradlining gepfiffen, wie er es auch hier tut", hatte Fandel dem kicker gesagt: "Deshalb sage ich ganz deutlich: Wir sind mit der Art, wie er seine Spiele in der Vorrunde angepackt hat, völlig zufrieden."
Brych nahm die Entscheidung gelassen auf. "Natürlich ist es schade, dass das Turnier für uns jetzt vorbei ist. Aber für mein Team und mich war die WM in Brasilien dennoch eine besondere Erfahrung und der bisherige Höhepunkt unserer Schiedsrichter-Karriere. Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause", sagte Brych.
Die Unparteiischen-Spitze der FIFA um Massimo Busacca sah das offenbar anders. Brych und seine Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp fanden schon im Achtel- und Viertelfinale keine Berücksichtigung mehr. Jurist Brych war in der Runde der letzten 16 lediglich als Vierter Offizieller beim ersten K.o.-Spiel zwischen WM-Gastgeber Brasilien und Chile (3:2 i.E.) im Einsatz gewesen.
Verweigerter Elfmeter mit Folgen
Zum Verhängnis wurde wohl Brych, der mit der Hypothek seines groben Patzers beim Phantomtor des Leverkuseners Stefan Kießling beim Bundesligaspiel in Hoffenheim zur WM gereist war, der Fehler bei seinem zweiten Einsatz. Während der Referee ein glänzendes WM-Debüt bei der Partie Uruguay gegen Costa Rica (1:3) feierte, verweigerte er den Russen im Spiel gegen Belgien (0:1) einen klaren Foulelfmeter.Für Fandel war diese Entscheidung allerdings vertretbar. "Beim ersten Hinschauen war man sich sicher, es war keiner. Dann gibt es verschiedene Einstellungen, Zeitlupen. Dann wird überlegt, war es doch einer, war es keiner", äußerte der 50-Jährige: "Da befinden wir uns also schon im Graubereich. Und da bin ich nicht mehr bereit, noch mitzudiskutieren."
Für deutsche Schiedsrichter war bei den vergangenen WM-Endrunden das Achtelfinale das Höchste der Gefühle - wie auch für Brychs Vorgänger Wolfgang Stark vor vier Jahren in Südafrika. Von der Europäische Fußball-Union (UEFA) werden deutsche Referees hingegen immer wieder für entscheidende Begegnungen eingesetzt. Ein Grund könnte die kritische Haltung aus Deutschland gegenüber dem Weltverband FIFA, die auch der frühere Welt-Schiedsrichter Markus Merk immer wieder einnimmt, sein.
Allerdings spielt auch das gute Abschneiden der Nationalmannschaft bei den vergangenen Weltmeisterschaften den deutschen Schiedsrichtern nicht in die Karten. Seit 2002 hat die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes DFB bei Weltmeisterschaften mindestens das Halbfinale erreicht.
"Absolut inakzeptabel!"
Der Weltverband widersprach am Montag unterdessen einem deutschen Medienbericht, wonach Busacca die 25 Unparteiischen in einer geheimen Anordnung angewiesen habe, so lange wie möglich auf Gelbe Karten zu verzichten und Fouls mit der eigenen Persönlichkeit zu ahnden."Das ist absolut inakzeptabel! Man kann jede Entscheidung hinterfragen, das ist Teil des Fußballs. Nur die Idee eines Geheimplans ist absurd! Wir sagen nicht, dass die Schiris keine Fehler machen, aber ihnen das als Geheimplan vorzuwerfen, ist absurd. Böswilligkeit will ich mit aller Schärfe von mir weisen. Das ist wichtig, weil es unser Kerngeschäft angreift und Millionen lesen das", sagte FIFA-Mediendirektor Walter de Gregorio sichtlich erzürnt.