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Erfolge in Brasilien und Portugal
Nach seinem Rausschmiss bei Milan begann alsbald der wohl erfolgreichste und die Fußball-Geschichte prägendste Abschnitt in Guttmanns Karriere - eingeleitet von seiner Zeit in Brasilien. Dort machte er den FC Sao Paolo mit dem revolutionären, sehr offensiven und kreativen 4-2-4-System der Ungarn vertraut und führte den Club 1957 zur Meisterschaft. Das System wurde von der brasilianischen Nationalmannschaft kopiert, die 1958 in Schweden mit ihrem Hurra-Fußball zum ersten WM-Titel stürmten.
Mit den in Brasilien gewonnenen Eindrücken und Ideen führte er 1959 zunächst den FC Porto zum Meistertitel, ehe er dann bei Benfica eine neue Mannschaft aufbaute. Seine wichtigste Entdeckung war hierbei Eusebio. Bei einem Frisörbesuch hatte Guttmann gehört, wie ein anderer Kunde über die Wundertaten eines jungen Talents in der portugiesischen Kolonie Mosambik berichtete.
Guttmann flog hin und brachte den jungen Eusebio mit nach Lissabon. Mit dem Schwarzen Panther im Team holte Benfica neben dem nationalen Meistertitel 1960 und 1961 zweimal den Europapokal der Landesmeister - erst mit 3:2 gegen Barcelona, dann mit 5:3 gegen Real Madrid, das zuvor diesen Wettbewerb über Jahre dominiert hatte - und begründete eine kurze portugiesische Erfolgsphase in Europa.
Der Fluch des Béla Guttmann
Während Benficas Fans von deren Fortsetzung träumten, träumte Guttmann, ganz der Geschäftsmann, der er nun einmal war, von einem besseren Vertrag. "Ich hatte 4000 Dollar weniger für den Gewinn des Europacup bekommen als für die portugiesische Meisterschaft", forderte er laut liberofootball.com mehr Geld. Doch der Verstand dachte gar nicht daran und so nahm Guttmann wieder einmal seinen Hut und verkündete: "In den nächsten 100 Jahren wird Benfica nie wieder einen Europacup gewinnen."
Der Guttmann-Fluch hat tatsächlich bis heute Bestand. Benfica hatte seitdem in fünf Europacup-Endspielen gestanden, aber allesamt verloren. Mit dem Abgang bei Benfica war aber auch Guttmanns große Zeit beendet. Gastspiele in Uruguay, der Schweiz, eine kurze Rückkehr zu Benfica und Engagements in Griechenland, Österreich und zum Abschluss beim FC Porto 1974 scheiterten. An seine großen Erfolge konnte Guttmann nicht noch einmal anknüpfen. Der Mann, der seiner Zeit in so vielen Dingen voraus war, hinkte am Ende hinterher und verlor den Anschluss.
Malte Asmus