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1921 war er vor der antisemitischen Politik von Miklos Horthy aus Ungarn nach Wien geflüchtet, 1955 wurde er trotz Tabellenführung und bester Aussichten auf den Gewinn des Scudetto beim AC Milan entlassen. "Man hat mich gefeuert, obwohl ich weder kriminell noch schwul bin. Auf Wiedersehen", erklärte Guttmann damals der überraschten Presse und deutete damit an, dass neben einem Streit mit dem Präsidium auch seine jüdische Abstammung ein Entlassungsgrund gewesen sein dürfte. Aus gleichem Grund beendete er 1964 ein kurzes Gastspiel als Teammanager der österreichischen Nationalmannschaft.
Wie und vor allem wo Guttmann den Holocaust überlebte darum ranken sich verschiedene Legenden. Er sei in Budapest untergetaucht, in die Schweiz geflüchtet, nach Südamerika emigriert lauten drei Möglichkeiten. Gesichert ist jedoch nichts, da er selbst nie über das dunkelste Kapitel der Geschichte sprach, in dem er seinen älteren Bruder verlor.
Ein sturer und eigenwilliger Charakter
Guttmann war aber auch ein eigenwilliger und sturer Mann, mit dem zeitweilig schwer umzugehen und in vielen Fragen überhaupt nicht zu diskutieren war. Seine Karriere in Ungars Nationalteam endete 1924, als er sich während der Olympischen Spiele mit den Verantwortlichen über die schlechte Unterbringung der Mannschaft anlegte.
Als der Präsident von Ciokanul Bukarest 1947 versuchte, ihm in die Teamaufstellung reinzureden, soll er mit den Worten "Okay, dann machen Sie die Aufstellung. Sie scheinen ja das nötige Grundwissen dafür zu haben" gegangen und nie zurückgekehrt sein. Ebenfalls im Streit endete seine Zeit bei Kispest Budapest, wo als Nachfolger von Ferenc Puskas' Vater geholt wurde.
Von Anfang an rieben er und Ferenc, der trotz seiner erst 20 Jahre schon der Wortführer im Team war, sich aneinander. Unter seinem Vater hatte Ferenc Narrenfreiheit gehabt - ein Privileg, das er nicht aufzugeben gedachte. Ein Eklat war unausweichlich. Als Guttmann einem seiner Verteidiger wegen überharten Einsatzes zur zweiten Hälfte verbot zurück aufs Feld zu gehen, wies Puskas den Mitspieler an, diese Anweisung zu ignorieren. Guttmann ging daraufhin wortlos auf die Tribüne, blätterte für den Rest der Partie desinteressiert in einer Zeitung, nahm nach Schlusspfiff die Straßenbahn nach Hause und wurde nicht wieder gesehen.