
Das WM-Halbfinale 1982 zwischen Frankreich und Deutschland in Sevilla ist vor allem aufgrund des rüden Einsteigens des damaligen deutschen Nationaltorhüters Toni Schumacher gegen Patrick Battiston in Erinnerung.
Knapp 32 Jahre ist jene Szene her, aber sie bereitet Patrick Battiston noch heute Pein. Jenes brutale "Abräumen" mit vollem Körpereinsatz von Toni Schumacher im WM-Halbfinale gegen Frankreich (3:3 n.V., 5:4 i.E.) - der Franzose wird es Zeit seines Lebens nicht vergessen. Und die Worte des damaligen deutschen Nationaltorhüters auch nicht.
"57. Minute. Ich war kurz zuvor eingewechselt worden, laufe allein auf Torhüter Schumacher zu. Der rammt mich um, ich verliere das Bewusstsein", schilderte Battiston im jene Szene, die noch heute die Grande Nation bewegt. Battiston muss ausgewechselt werden, wird mit einer Trage vom Platz gebracht. Muss in die Klinik.
Dass der französische Kapitän und Weltstar Michel Platini besorgt Battistons Hand drückt, als dieser vom Platz getragen wird, hat dieser nicht mitbekommen: "Nein, da war ich noch bewusstlos. Ich bin erst im Krankenhaus aufgewacht." Sein Teamkollege Philippe Mahut, der Anfang dieses Jahres gestorben ist, war an seinem Bett. "'Wie steht es?', habe ich ihn gefragt. '3:1', hat er geantwortet. Dann bin ich wieder zufrieden eingeschlafen. Am Schluss hatten wir verloren."
Schwere Verletzungen bei Battiston
Das erfuhr Battiston erst viel später. Er lag mit einem angebrochenen Halswirbel und einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Und er hatte beim Zusammenprall zwei Zähne verloren. Schumacher sagte hinterher in den Stadionkatakomben, dass er dem Franzosen dann halt "die Jacket-Kronen bezahlen" würde. Dieser Spruch habe ihn, sagt Battiston heute, am meisten geschmerzt: "Aufwachen, und dann solch eine Respektlosigkeit hinnehmen zu müssen - das tut weh."Schumacher behauptete später, er habe sich abgedreht, um ein direktes Aufeinanderprallen der Körper zu vermeiden. "Weshalb sollte ich ihm widersprechen? Wenn das seine Absicht war... Ich kann nur sagen, dass vor dem Zusammenprall seine Körpersprache und sein Verhalten sehr aggressiv waren", sagte Battiston lakonisch. Hat Schumacher wenigstens seine Ankündigung wahr gemacht und die Jacket-Kronen bezahlt? Battiston: "Ich weiß es nicht mehr. Und ich habe keine Lust, im Gestern rumzukramen."
Mit Schumacher hat es danach diverse Versöhnungstermine gegeben. Aber das Verhältnis der beiden Kontrahenten hat sich lediglich normalisiert - mehr nicht. "Wir begegnen uns, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Es gab ein Versöhnungstreffen, es gab ein Treffen vor Frankreich - Deutschland in Straßburg, es gab ein Treffen in Bordeaux, als er Bayern-Trainer für die Torhüter war - aber Freunde werden wir nicht mehr", betont Battiston.
Der "Thrilla in Sevilla" ist für Patrick Battiston anno 2014 eine schmerzhafte Erinnerung, ohne Versöhnung, aber auch ohne Vorwürfe in Richtung Schumacher.