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Denn die Leistungen der Nationalmannschaft bei den großen Turnieren sind so konstant gut (Halbfinale, Finale, Halbfinale, Halbfinale seit 2006), dass man einfach anerkennen muss, dass das System funktioniert. Ob die exponiertesten Vertreter der aktuellen deutschen Spielergeneration, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm, "Führungsspieler" sind, ist dabei nicht die entscheidende Frage. Mag sein, dass sie es nicht sind, mag sogar sein, dass das ein Nachteil in bestimmten entscheidenden Spielen sein kann. Aber erstens ist das spekulativ, und zweitens kann man das nicht trainieren.
Die in dieser Hinsicht geäußerte Kritik ist oft auch eine Chiffre für den Unmut über das spielerisch anspruchsvolle, menschlich zurückhaltende Gesicht, für das Löw steht und nach dem er vermeintlich auch seine Kaderauswahl trifft. Nun gab es auch schon Zeiten, in denen wir Torsten Frings oder Jermaine Jones nominiert hätten, weil wir Tattoos vielleicht nicht so schlimm finden wie der Bundestrainer. Aber zu behaupten, Löw habe die falschen Spieler nach Polen und in die Ukraine mitgenommen, ist nicht aufrichtig. Es gab nicht wirklich besser geeignete Profis als das Gros der 23 nominierten.
Die nachvollziehbarste Kritik müsste sich an die taktischen Entscheidungen des Bundestrainers richten. Gegen Italien hat er das Duell in dieser Hinsicht gegen Cesare Prandelli verloren. Davor hat er allerdings viermal alles richtig gemacht. Bei aller Enttäuschung: Es gibt keinen Grund, jetzt Löws Eignung für seinen Job anzuzweifeln.
Daniel Raecke