(Seite 4 von 5)
Anders als der FC Bayern aber hat Löw die Möglichkeit eines Plans B. Wenn das ballbesitzorientierte deutsche Spiel, das 2012 so anders funktioniert als der Konterfußball von Südafrika, nicht klappt, dann können mit André Schürrle, Marco Reus und Mario Götze Spieler von der Bank kommen, die ganz andere Spielsituationen gewohnt sind. Und im Angriff gibt es die Wahl zwischen einem klassischen, in seiner Varianz limitierten, aber treffsicheren Mittelstürmer wie Gomez und einem mitspielenden Stürmer wie Klose.
Genau diese Optionen für Spiele, in denen der defensive Gegner sich auf die eigene Spielweise eingestellt hat, besitzt Spanien nur in Ansätzen. Das, und nicht etwa fehlender Hunger beim Titelverteidiger, ist es, was Deutschlands Chancen besser aussehen lässt. Und der andere Mitfavorit, die Niederlande? Die Elftal spielt nun attraktiver als bei der WM. Damals war Bert van Marwijk für seine defensive, "unholländische" Ausrichtung kritisiert worden.
Jetzt sieht das Oranje-Spiel besser aus. Aber statt zäher Zu-null-Siege verliert die Niederlande jetzt Spiele mit über 30 Torabschlüssen. Kein Fortschritt, zumindest in Sachen Titelaussichten. Mit dieser Einschätzung wollen wir das Fell des Bären keineswegs verteilen, bevor er erlegt ist. Zu behaupten, Deutschland werde nun, da wir die Hälfte der EM-Teilnehmer noch gar nicht gesehen haben, auf jeden Fall Europameister, wäre absurd. Alles, was man sagen kann, ist, dass die Voraussetzungen sehr gut sind.
4) "Dein Weg ist am Mittwoch zu Ende"
Wagen wir zum Abschluss noch einen Ausblick auf den Klassiker am kommenden Mittwoch in Kharkiv. Die taktische Ausgangssituation könnte für die Niederlande kaum schlechter sein. Eine offene Ausrichtung wurde von Deutschland in Hamburg im November brutal bestraft, und Portugal hat gerade gezeigt, wie man gegen Deutschland spielen sollte (das Gegentor fiel in einer Phase, in der Portugal gerade aufmachte).