
"King James" Rodriguez hat Kolumbien in das WM-Viertelfinale gegen Gastgeber Brasilien geführt. Mit seinen Turniertreffern vier und fünf ebnete der 22 Jahre alte angehende Superstar seiner Mannschaft den Weg zu einem 2:0 (1:0) gegen Uruguay, das nun seinem gesperrten und geächteten "Beißer" Luis Suarez in die Heimat folgen muss.
In seinem ersten WM-Viertelfinale trifft Kolumbien am kommenden Freitag in Fortaleza auf die Selecao, die zuvor mit 3:2 im Elfmeterschießen gegen Chile gewonnen hatte. Und die Gastgeber müssen vor allem einen bärenstarken James Rodriguez fürchten.
Sein erster Treffer in der 28. Minute riss das Publikum im Maracana von Rio de Janeiro aus den Sitzen. Der Mann mit dem bubenhaften Gesicht nahm den Ball mit der Brust an, sein Volleyschuss flog in Höchstgeschwindigkeit ins Tordreick, er war unhaltbar, auch wenn Uruguays Torhüter Fernando Muslera noch die Fingerspitzen hinbekam. Der zweite Treffer des Mittelfeldspielers vom AS Monaco in der 50. Minute war eher ein "Abstauber" nach einer Vorlage per Kopf von Juan Cuadrado.
"Ich bin sehr glücklich und zufrieden mit meiner Leistung. Ich muss mich aber bei der ganzen Mannschaft bedanken, die mich toll unterstützt hat", sagte Matchwinner Rodriguez, der mit Blick auf das Viertelfinale grinsend hinzufügte: "Das schwierigste kommt noch. Vamos Colombia!" Trainer Jose Pekerman meinte: "Ich freue mich für die Mannschaft. Sie hat vor allem in der ersten Halbzeit ein sehr starkes Spiel gemacht."
Fehlen von Suarez macht sich bemerkbar
Den Platz des gesperrten Suarez im Angriff der Uruguayer hatte wie erwartet Diego Forlan übernommen, immerhin 2010 der beste Spieler der WM in Südafrika. Suarez war aber dennoch präsent im Maracana: Einige Anhänger der Albiceleste trugen Suarez-Masken, andere hatten Plakate dabei mit der Aufschrift: "Yo soy Luis Suarez" (Ich bin Luis Suarez).
Die Sperre des "Beißers" hatte auch bei der Mannschaft Spuren hinterlassen: Die Uruguayer schienen sich verfolgt zu fühlen - bei fast jeder Entscheidung, die Schiedsrichter Björn Kuipers aus den Niederlanden gegen sie traf, lamentierten sie sofort. Hinzu kam, dass sich die Brasilianer im Publikum aus altbekannter Rivalität gegen ihre südlichen Nachbarn stellten.
Uruguay begann abwartend, bildete bei Angriffen von Kolumbien eine Fünfer-Reihe in der Abwehr mit einer Dreier-Reihe davor - Ziel war offensichtlich, Forlan und Sturmpartner Edinson Cavani mit schnellen Pässen ins Szene zu setzen. Kolumbien war nach dem 4:1 gegen Japan im letzten Gruppenspiel auf sieben Positionen verändert, unter anderem kehrte eben Rodriguez zurück.
Forlan ein Schatten, Rodriguez omnipräsent
Kolumbien war von Beginn an feldüberlegen, ließ aber zunächst den Zug zum Tor vermissen. Die Cafeteros versuchten es lieber mit Schüssen aus der Distanz - und mit Erfolg. Einen Freistoß von Rodriguez (6.) und den Schuss von Juan Zuniga (12.) konnte Torhüter Fernando Muslera noch entschärfen, gegen den "Hammer" von Rodriguez war er machtlos.
Für Uruguay war der Rückstand ein Weckruf, aber viel kam nicht. Kolumbien war das klar bessere, spielerisch viel reifere Team. Südamerika-Meister Uruguay hielt nur mit Härte dagegen, war nach vorne zumeist harmlos. Forlan war ein Schatten seiner Selbst und wurde in der 53. Minute zurecht ausgewechselt. Ein bitterer Abschied von der WM-Bühne eines ganz Großen.
Und ein erneut starker Auftritt von Rodriguez, der auf dem besten Wege ist, ein ganz Großer zu werden. In der 85. Minute wurde er unter den Standing Ovations der Fans ausgewechselt.