
Schalke 04 hatte gegen Borussia Mönchengladbach fast alles im Griff. Nur die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig. Erst nach 85 Minuten platzte dank Julian Draxler der Knoten. Zu diesem Zeitpunkt hatten die defensiv gut aufgestellten Gäste jedoch geführt.
Die eigentlich überlegenen Schalker mussten dabei vor 61.673 Zuschauern in der heimischen Veltins Arena nach Stundenfrist einem Rückstand hinterherlaufen, nachdem Igor de Camargo Gladbach in Führung gebracht hatte (62.). Julian Draxler betrieb nach 85 Minuten halbe Schadensbegrenzung mit seinem Treffer zum Endstand.
Vor dem Spiel spiegelten sich in den beiden Aufstellungen die Ereignisse der letzten Wochen wieder. Während Gladbachs Lucien Favre der Anfangself vom Sieg unter der Woche gegen Wolfsburg vertraute, musste Huub Stevens zum einen den verletzten Kyriakos Papadopoulos durch Joel Matip ersetzen, aus sportlichen Gründen nahmen Chinedu Obasi, Teemu Pukki und vor allem Lars Unnerstall auf der Bank Platz. Dafür liefen Julian Draxler, Lewis Holtby und Timo Hildebrand auf.
Schalke 04 drückt, Gladbach steht
Hildebrand war es zunächst aber nicht, der im Mittelpunkt des Geschehens stand - eher sein Gegenüber Marc-Andre ter Stegen. Denn die Schalker hatten die Anfangs-Viertelstunde im Griff und traten das eine oder andere Mal vor dem Tor der Borussia auf. Ter Stegens Vorderleute hielten sich dagegen vornehm zurück, was allerdings nicht zwangsläufig bedeutete, dass Hildebrands früher Spätnachmittag gänzlich in Langeweile zugebracht wurde. Zumindest kamen die Gladbacher zwei, drei Mal in seine Sichtweite, richtig geprüft wurde er zunächst noch nicht.
Den Torwart-Test führten Hildebrands Vorderleute jedoch auf der Gegenseite mit dessen Torwartkollegen ter Stegen durch. Aber die Versuche durch Holtby, Klaas-Jan Huntelaar oder Draxler waren bis zum Pausenpfiff nicht durch Erfolg gekrönt. Der Satz von der "mangelnden Chancenauswertung" dürfte zur Halbzeitpause in der Kabine des FC Schalke 04 erklungen sein.
Igor de Camargo schockt Schalke 04
Richtig zu Herzen wollten sich die Königsblauen diese Ermahnung jedoch nicht mehr nehmen - oder sie hatten Huub Stevens falsch verstanden. So setzte sich Jefferson Farfan kurz nach Wiederanpfiff gleich gegen mindestens drei Gladbacher per Dribbling durch, doch Martin Stranzl verhinderte Schlimmeres (47.). Weiterhin blieb das Fazit, dass die Hausherren mehr vom Spiel hatten.
Das Tor und somit die Führung hatte jedoch Borussia Mönchengladbach nach 62 Minuten. Einen Fehlpass von Matip fing Torben Marx ab, der fackelte nicht lange und spielte den Ball in die Spitze, wo Igor de Camargo dem Spielgerät mit ebendieser die richtige Richtung beibrachte. 1:0 für Gladbach und der erbrachte Beweis, dass die alte Fußballerweisheit: "das rächt sich", auch in der heutigen Bundesliga noch Gültigkeit hat.
Spätes Schalke fängt den Wurm
Es folgte nichts Neues in der Veltins Arena: Schalke bestimmte das Spiel und hatte die Mehrheit an Chancen, Borussia Mönchengladbach jedoch vorerst den Dreier in der Tasche. Zwar hätten die Gäste drei Minuten nach der Führung durch Lukas Rupp sogar erhöhen können, danach blieb Schalke jedoch am Drücker.
Und nach langen, lange 40 Minuten schien eine mögliche Halbzeitansprache angekommen zu sein. Der für Holtby ins Spiel gekommene Pukki spielte von der Grundlinie vor ter Stegens Tor, dort stand Draxler goldrichtig und vollstreckte zum langersehnten Tor (84.).
Doch das 1:1 dürfte den Fans in der Veltins Arena nur in den Punkten Ballbesitz und Spielüberlegenheit Zufriedenheit mit ihren Schalkern gebracht haben - in Sachen Chancen-, und auf die letzten vier Partien gesehen, Punkte-Auswertung lässt ihr Team derzeit zu wünschen übrig. Für Borussia Mönchengladbach galt dagegen: dank defensiver Diszipliniertheit setzte sich der seichte Auswärtstrend der letzten Wochen fort.