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Vielleicht strauchelt auch der BVB mal. Vielleicht kommt Schalke mit der Belastung Champions League besser klar oder scheidet früh aus und vielleicht spielen die Bayern erneut unter ihren Möglichkeiten. Wenn sich diese vielen Vielleichts aneinanderfügen, dann kann die junge Truppe um den erfahrenen Trainer Huub Stevens vielleicht den Traum der ersten Bundesliga-Meisterschaft erfüllen. Stevens hatte 2001 schon einmal eine Hand an der Schale - wer hätte es mehr verdient als der knurrige Niederländer.
Worst Case-Szenario: Schalke wird Sechster
Schalke hatte in der letzten Spielzeit Probleme, gegen die starken Teams der Liga zu gewinnen. Zwei Niederlagen gegen Bayern, zwei Niederlagen gegen Dortmund und eine Niederlage gegen Gladbach stehen zu Buche. In der Saisonvorbereitung setzten sich diese Schwierigkeiten fort. Neben Siegen gegen unterklassige Gegner wie unter anderem Saarbrücken, konnten die Knappen in den Partien gegen die italienischen Erstligisten AC Mailand, Udinese Calcio und Sampdoria Genua keinen Sieg verbuchen und erzielten nur einen Treffer.
Die Champions League wird den Schalkern mehr Konzentration und Aufmerksamkeit abverlangen, als die Europa League, mit den tendenziell weniger starken Gegnern. Neben der Schwäche gegen starke Gegner nicht bestehen zu können, der Dreifachbelastung, kommt noch ein anderer wichtiger Faktor hinzu, der die Saison auch in eine negative Richtung kippen lassen könnte. Ein gleichwertiger Ersatz für Klaas-Jan Huntelaar ist nicht vorhanden.
Teemu Pukki ist bei den Fans beliebt, hat aber noch nicht gezeigt, dass er auf Dauer eine ähnliche Torausbeute bieten kann. Von Ciprian Marica und Edu kann man noch weniger erwarten. Sollten sich die Negativfaktoren auf Schalke häufen, dann ist für die Knappen auch ein Abschneiden unterhalb der Champions League möglich. Unsere Worst-Case-Vorhersage: Schalke landet auf Platz sechs.
Was mich an Schalke begeistert
Michel Massing: Einst herrschte der Sonnenkönig Günther Eichberg auf Schalke und auch zu Zeiten von Rudi Assauer und Felix Magath wurde mit dem Geld um sich geschmissen. Die Devise "Viel hilft viel", scheint der Vergangenheit anzugehören. "Unser Ziel ist immer ein Platz im internationalen Geschäft und möglichst die Teilnahme an der Champions League. Darüber hinaus wollen wir uns fußballerisch weiterentwickeln. Die Mannschaft ist immer noch sehr jung", sagte Trainer Huub Stevens bei sport1. Club-Chef Clemens Tönnies ergänzt: "Schalke steht für tolle Jugendarbeit. Jeder Spieler muss ab sofort wissen: Auf Schalke kann er auch Profi werden. Wir halten an diesem Konzept fest."
Die neue Bescheidenheit auf Schalke gefällt mir. Das Jugendkonzept und die Entwicklung einer Mannschaft ist der richtige Weg. Das Hauruck-Denken der Vergangenheit hat meist nur das finanzielle schwere Erbe für die Folgegeneration erhöht. Auch wenn Dortmund und Bayern ein Stückchen entfernt sind. Schalke kann mit dem jungen Team durchaus die Gruppenphase der Champions League überstehen und erneut auf Platz drei landen. Das allein wäre doch unter der Sparprämisse ein Riesenerfolg. Vielleicht wächst dann ja tatsächlich eine Mannschaft heran, die auch mal ganz oben anklopfen kann.
Was mich an Schalke nervt
Sven Kittelmann: Über Jahre war es das Label "Meister der Herzen" von 2001 was mir an den Schalkern nicht schmeckte. Denn Meister meines Herzens waren sie sicher nicht. Aber gut, Schwamm drüber, 2001 ist lange her.
Aber was mir - und das gilt im Umkehrschluss für die Dortmunder auch - als neutralem Beobachter aus dem hohen Norden auffällt, ist das ewig nervige Messen mit dem Erzrivalen BVB. Der hat einen tolle Lauf, war zweimal hintereinander Meister und holt in der abgelaufenen Saison sogar das Double. Na und?! Schalke war in der abgelaufenen Saison Dritter, im Jahr davor im Champions League-Halbfinale und DFB-Pokalsieger. Das sind Leistungen, bei denen sich die Knappen kaum verstecken müssen. Und doch gelten vielen Schalke-Anhängern die letzten beiden Jahre als verloren. Weil ausgerechnet ein Verein 35 Kilometer weiter östlich erfolgreicher war.