Auf Schalke herrschte einst der Sonnenkönig. Viel hilft viel, war die Devise. Nach dem Abschied von Raul wurde der Kader weiter ausgesiebt, Alexander Baumjohann ging zum FCK und der FC Schalke 04 setzt nun auf den Faktor Entwicklung. sportal.de glaubt an die Knappen.
Best Case-Szenario: Schalke wird Meister
Als Berni Klodt am 18. Mai 1958 zwei Tore zum 3:0-Sieg über den Hamburger SV erzielte und Schalke zum siebten Meistertitel verhalf, da hätte er wohl nicht gedacht, dass es der letzte Meister-Titel der Knappen für die nächsten (bis jetzt) 54 Jahre sein sollte. Das beste Szenario für den FC Schalke 04 in der kommenden Saison ist also klar und jedem Schalker ein Herzenswunsch - jedem Dortmunder ein Gräul. Die achte deutsche Meisterschaft für Schalke und die erste in der Bundesliga. Die Frage ist nur: Hat Schalke - wenn es richtig gut läuft - eine realistische Chance Meister zu werden?
Schauen wir uns die Entwicklung der Knappen an. Schalke erreichte im letzten Jahr den dritten Platz in der Liga. Dies gelang vor allem durch eine starke Offensive. Schalke erzielte 74 Tore, Gladbach schoss zum Vergleich nur 49 Tore. Allerdings waren Bayern (77) und Dortmund (80) noch erfolgreicher. Die Defensivleistung der Knappen war weniger vorzeigbar. Schalke kassierte 44 Gegentore. Zum Vergleich: Gladbach (24 Gegentreffer), Dortmund (25), Bayern München (22). Schalke müsste also in der Offensive mindestens gleichstark abschneiden und in der Defensivleistung um einiges zulegen.
In der Offensive fehlt der geniale Raul. Raul nahm einen hohen Stellenwert in der Hierarchie ein und erzielte wichtige Tore für die Knappen. Schalke machte nach dem Abgang des Weltstars nicht den Fehler, einen Spieler zu holen, auf den die Last der Raul-Nachfolge personifiziert wird. Die Aufgabe wurde auf den gesamten Offensivverbund aufgeteilt. Die jungen talentierten Lewis Holtby und Julian Draxler dürfen sich dabei neben erfahrenen und qualitativ starken Spielern wie Jefferson Farfan und Tranquillo Barnetta einbringen.
Schalke setzt auf die Entwicklung dieser Spieler und solange der Torgarant der Knappen, Klaas-Jan Huntelaar, nicht ins Stocken gerät, dürfte auch ohne Raul eine hohe Torausbeute und attraktive Spielweise möglich sein. In der Defensive haben Kyriakos Papadopoulos und Joel Matip einen großen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Benedikt Höwedes musste in der letzten Spielzeit einige verletzungsbedingte Rückschläge hinnehmen und wird in dieser Spielzeit neu angreifen.
Atsuto Uchida bildet mit Farfan ein eingespieltes und offensivstarkes Duo auf der rechten Seite. Christian Fuchs steuerte in der letzten Spielzeit acht Vorlagen bei und ist gesetzt. Neben der positiven Entwicklung der jungen Akteure und dem Faktor, dass die Defensive eingespielt ist und (außer auf links) eine gleichwertig besetzte Bank bieten kann, wird auch das defensive Mittelfeld einen Schritt nach vorne machen.
In der letzten Spielzeit durften sich noch unter anderem Peer Kluge, Marco Höger, Papadopoulos oder Matip neben Jermaine Jones und Lewis Holtby im defensiven Mittelfeld probieren. Matip und Papadopoulos haben gezeigt, dass ihre Stärken im Abwehrzentrum liegen. Kluge wurde aussortiert. Es kam mit Roman Neustädter ein starker Abfangjäger dazu, der in einer defensiven Ausrichtung neben Jones spielen könnte, in einer spielstärkeren Variante mit Lewis Holtby.
Überhaupt ist dieser Lewis Holtby ein Symbol für Schalkes Angriffslust in dieser Spielzeit und unterstreicht den möglichen Überraschungsfaktor. Holtby arbeitete in der Sommerpause mit einem Privattrainer an der Ballmitnahme u.a. anderen Aspekten seines Spiels. Er fiel in der Vorbereitung durch enormen Ehrgeiz, Spielfreude und hohe Laufbereitschaft auf. Der Kapitän der U 21 trug auch beim 6:1 (2:1) gegen Argentinien mit zwei Treffern zu dem hervorragenden Eindruck bei.
Holtby hatte eigentlich auch Shootingstar Julian Draxler in der Vorbereitung abgehängt, so dachte man, da traf Draxler doppelt in Saarbrücken und schoss Schalke im DFB-Pokal in die nächste Runde. Draxler, Holtby, Huntelaar und Farfan werden über Schalkes Glück in der Offensive in diesem Jahr entscheiden. Der erfahrene Keeper Timo Hildebrand, Jermaine Jones, Roman Neustädter, Benedikt Höwedes, Kyriakos Papadopoulos und Joel Matip sind das Faustpfand in der Defensive.