Mit einem breiten Grinsen schritt Mario Götze um kurz vor Mitternacht als letzter deutscher Spieler durch die Katakomben der Frankfurter Arena. "Die Dopingprobe hat fast länger gedauert als das Spiel", sagte der 23-Jährige schmunzelnd. Vor allem hatte sie ihm aber deutlich mehr Probleme bereitet.
Im wichtigsten Länderspiel seit jenem, das ihn unsterblich gemacht hat - dem WM-Finale, das er mit dem einzigen Tor entschied - hatte Götze seine beste Leistung seit vielen Monaten gezeigt. Zwei Tore steuerte er zum 3:1 (2:1) gegen die damit als Tabellenführer der EM-Qualifikation abgelösten Polen bei, ein drittes wäre bei einem Pfostenschuss möglich gewesen, zudem verhinderte der einzige Stürmer in einer kritischen Phase mit einem Kopfball auf der Linie das mögliche 2:2.
Dass Götze, dessen Mentalität und Qualität in den vergangenen Monaten so manch einer infrage gestellt hatte, ausgerechnet im Nationaltrikot und nicht in dem des FC Bayern so aufdrehte, war sicher kein Zufall. "Ich fühle mich wohl bei der Nationalmannschaft", äußerte er vielsagend: "Es gibt schlechtere Tage." Solche hatte er in München zuletzt einige erlebt. Aber es sei eben "immer schön, wenn man Vertrauen spürt. Und das spüre ich grundsätzlich immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin". Aber offenbar nur dort.
"Götze zu Unrecht in der Kritik"
Sogar der Dortmunder Mats Hummels (26) verband mit seinem Lob für den früheren Mitspieler eine Spitze nach München. "Mario steht etwas zu Unrecht in der Kritik", betonte der Innenverteidiger: "Er ist ein großartiger Fußballer. Wir in Dortmund wissen das sowieso. Und das sollten auch die anderen wissen."
Doch in München lobt Trainer Pep Guardiola Götze zwar stets als "super, super Spieler", große Verwendung scheint er für ihn aber nicht zu haben. Vor allem dann, wenn es drauf ankommt. In den sechs Halbfinal-Spielen der vergangenen beiden Jahren in DFB-Pokal und Champions League war Götze immer nur Joker gewesen, lediglich das Cup-Finale 2013/14 absolvierte er über die gesamte Distanz. Es ist daher sicher kein Zufall, dass er sich erst nach Ablauf der Transferfrist ohne Wenn und Aber zu einem Verbleib in München bekannte. Ausgerechnet Robert Lewandowski, der bei den Bayern die Sturmposition besetzt, die Götze derzeit im Nationalteam inne hatte, lobte: "Mario war eine Klasse für sich."
Götze bei Löw gesetzt
Aber bei Bundestrainer Joachim Löw hat Götze auch ein Stein im Brett. Seit dieser ihn im WM-Finale mit den Worten "Zeig der Welt, dass Du besser als Messi bist" aufs Spielfeld schickte und diesen Beweis tatsächlich zumindest für diesen Tag geliefert bekam, hält er bedingungslos zu dem sensiblen Hochbegabten. Seit dem WM-Finale kam er als einziger Spieler immer zum Einsatz, in jedem EM-Qualifikationsspiel stand er in der Startelf, in fünf von sieben spielte er durch. Und schon am Tag vor dem wichtigen Polen-Spiel hatte Löw Götze eine Einsatzgarantie gegeben.
Dieser dankte es mit einer nicht nur effektiven, sondern auch sehr emsigen Vorstellung. "Ich bin einfach ein positiver Mensch", sagte er, und man konnte es schon wieder als Spitze nach München verstehen. Er spiele aber nicht nur im Nationalteam, "sondern grundsätzlich befreit auf" und lebe "24 Stunden am Tage für den Fußball".
Der Lohn ist aber nicht immer derselbe. Diesmal staubte er sogar nach einem Schuss von Thomas Müller ab. Dabei, so Götze schmunzelnd, "ist es doch normalerweise genau anders herum". Aber im Kreise des Weltmeisters ist für ihn eben derzeit sowieso fast alles anders als bei Bayern München.
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