Der Bundesliga gehen die Weltmeister aus. Vor sieben Jahren tanzten sich Oliver Roggisch, Florian Kehrmann und Christian Zeitz mit angeklebten Heiner-Brand-Bärten in die Herzen der deutschen Handball-Fans, wurden mit dem WM-Titel im eigenen Land zu den Gesichtern ihrer Sportart - doch jetzt ist Schluss. Am Wochenende verlässt das Trio die Liga und reißt damit eine große Lücke.
"Das sind echte Zugpferde, die uns verlassen. Das tut schon weh", sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann dem "SID" und bezeichnete Roggisch und Co. nicht nur als "tolle Handballer. Sie sind echte Figuren, auch wahre Entertainer außerhalb des Platzes".
Vor allem Weltmeister Roggisch genießt seit dem Wintermärchen von 2007 weit über die Grenzen seiner Sportart hinaus höchste Reputation. Ob als kompromissloser Abwehrchef auf dem Feld oder als charmanter Gesprächspartner außerhalb - "The Rogg" ist längst zu einer der großen Marken seines Sports geworden, vertreibt eigene Fan-Artikel und hat bei Facebook eine offizielle Fanseite.
Der letzte Bundesliga-Vorhang fällt für Roggisch am Samstag (16.00 Uhr) bei der Partie seiner Rhein-Neckar Löwen in Gummersbach - und ausgerechnet in seinem letzten, seinem 433. Bundesliga-Spiel, könnte ihm der ganz große Wurf gelingen: Denn nicht nur für die Löwen wäre es der erste deutsche Meistertitel. "Das wäre die Krönung", sagt Roggisch, der in seiner 16-jährigen Karriere zwar drei Mal im EHF-Pokal (2005 mit TuSEM Essen, 2007 mit dem SC Magdeburg, 2013 mit den Löwen), aber eben nie auf nationaler Ebene triumphierte.
Abschiedsspiel für Roggisch
Seinen endgültigen Abschied begeht Roggisch (202 Länderspiele) dann am Sonntag, wenn er im Rahmen eines Abschiedsspiels zwischen den Löwen und der deutschen Nationalmannschaft vor fast 15.000 Zuschauern in Mannheim das letzte Mal die Schuhe schnürt. "Das wird mein letztes Spiel", sagte Roggisch dem "Mannheimer Morgen".Der 35 Jährige weiß, dass er die deutsche Mannschaft in den WM-Playoffs gegen Polen Anfang Juni zwar noch einmal aufs Parkett führen darf, aufgrund seiner vielen Verletzungen aber wohl nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Ab der nächsten Saison wird Roggisch die Fronten wechseln - und sowohl dem DHB als auch den Löwen als eine Art Handball-Bierhoff im Teammanagement erhalten bleiben.
Auch Florian Kehrmann und Christian Zeitz bleiben ihrem Sport verbunden. Während der Kieler Zeitz (33) nach elf Jahren und acht Meisterschaften mit dem THW zum ungarischen Spitzenklub MKB Veszprem abwandert, wechselt Dauerbrenner Kehrmann beim TBV Lemgo nach 15 Jahren und 460 Ligaspielen nur die Seiten. Der 36-Jährige wird nach seinem Abschiedsspiel am Sonntag, zu dem sich alte Weggefährten wie Daniel Stephan, Markus Baur oder Christian Schwarzer angekündigt haben, als Trainer im TBV-Nachwuchsbereich arbeiten.
Romero mit Rücktritt vom Rücktritt
"Jedes Jahr hören Ikonen auf", sagt Liga-Boss Bohmann trotzig, "in ihre Rollen müssen nun andere schlüpfen." Zumindest der spanische Weltmeister Iker Romero bleibt der "besten Liga der Welt" noch ein weiteres Jahr erhalten. Der charismatische Spielmacher verkündete am Donnerstagabend seinen Rücktritt vom Rücktritt und wird ein weiteres Jahr für die Füchse Berlin auf Torejagd gehen.Frische, junge Zugpferde sind dagegen zurzeit nicht in Sicht. Erst wenn die Nationalmannschaft wieder Erfolge wie den von 2007 feiert, wachsen neue Stars heran.