Keine Weltmeister, keine Medaillen: Ohne die zurückgetretenen Olympiadritten Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sind die deutschen Eiskunstläufer bei den Europameisterschaften in Stockholm über Achtungserfolge nicht hinausgekommen.
Besonders deutlich wurde die sportliche Rückwärtsentwicklung naturgemäß bei der abschließenden Paarlauf-Entscheidung am Sonntag. Die deutschen Meister Mari Vartmann und Aaron van Cleave konnten bestenfalls ansatzweise in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten und mussten sich mit Rang sieben begnügen.
Für das elftplatzierte Berliner Nachwuchspaar Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert dürfte schon die bloße Teilnahme an den Weltttelkämpfen Ende März in Shanghai eine Überforderung darstellen.
Ohne die lästige Konkurrenz von Savchenko/Szolkowy machten die russischen Paare den Titel unter sich aus. Gold ging an Yuko Kawaguti und Alexander Smirnow vor den Olympia-Zweiten Ksenia Stolbowa und Fedor Klimow sowie Jewgenija Tarasowa und Wladimir Morosow.
Liebers überzeugt
Als solideste Stütze mit guten sportlichen Perspektiven auf dem Weg zu den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang erwies sich nicht zum ersten Mal Peter Liebers aus Berlin. Ungeachtet einer zweimonatigen Trainingspause wegen einer Schulteroperation kämpfte sich der Olympia-Achte aus Berlin wieder zurück und schöpfte das derzeit maximal Mögliche aus."Rang sechs war besser als erwartet, aber es war Überlebenskampf auf dem Eis. Man konnte klar erkennen, dass mir eine Menge Training gefehlt hat", sagte der 26-Jährige, der auch sicherheitshalber auf den vierfachen Toe-Loop verzichtete.
Weniger gut als ihr Teamkollege konnte Nathalie Weinzierl ihren aus Rückenbeschwerden resultierenden Trainingsrückstand kompensieren. Die Mannheimerin verlor als Zwölfte das interne Duell gegen die deutsche Meisterin Nicole Schott aus Essen, die EM-Debütantin wird dank ihres neunten Platzes nun auch bei der WM zum ersten Mal zum Einsatz kommen.
Probleme im Eistanz
Eine befruchtende Konkurrenzsituation wie bei den deutschen Damen fehlt im Eistanz völlig. Vielmehr droht dieser Disziplin im kommenden Winter die sportliche Bedeutungslosigkeit. Denn die sechsmaligen deutschen Meister Nelli Zhiganshina und Alexander Gazsi aus Oberstdorf kündigten noch im Stockholmer Globen nach ihrem siebten Platz ihren Rücktritt zum Saisonende an.Es dürfte Jahre dauern, bis ein deutsches Tanzpaar sich auf ähnlichem Leistungsniveau bewegt wie die Schützlinge von Bundestrainer Martin Skoticky. Die deutschen Vize-Meister Jennifer Urban und Sevan Lerche jedenfalls erreichten in der schwedischen Hauptstadt noch nicht einmal das Kürfinale.
Neue Eistanz-Europameister wurden die Franzosen Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron. Einziger erfolgreicher Titelverteidiger war bei den Herren Javier Fernandez aus Spanien. In der Damen-Konkurrenz setzte sich die Russin Jelisaweta Tuktamischewa durch. Die EM 2016 wird in der slowakischen Hauptstadt Bratislava ausgetragen.