Sprint-Superstar Usain Bolt feierte gegen seinen umstrittenen Rivalen Justin Gatlin den zweiten triumphalen Sieg, die deutschen Sportler gingen dagegen am sechsten Tag der Leichtathletik-WM in Peking erstmals leer aus. Die Hammerwerferinnen Kathrin Klaas und Betty Heidler (beide Frankfurt) landeten im Finale auf den Plätzen sechs und sieben.
Der WM-Tag im RE-LIVE
Siegerin Anita Wlodarczyk (Polen) erzielte mit 80,85 m ebenso die zweitbeste Leistung aller Zeiten wie Dreisprung-Olympiasieger Christian Taylor. Der US-Amerikaner blieb bei seinem Sieg mit 18,21 m nur acht Zentimeter unter dem 20 Jahre alten Weltrekord des Briten Jonathan Edwards, der als Fernseh-Experte auf der Tribüne kräftig durchatmete.
Doch selbst diese beiden Glanzleistungen standen im Vogelnest von Peking wieder einmal im Schatten des großen Duells Bolt gegen Gatlin. Der sechsmalige Sprint-Olympiasieger distanzierte über 200 m in der Jahres-Weltbestzeit von 19,55 Sekunden die gesamte Konkurrenz - und auch Gatlin - deutlich.
Der Jamaikaner feierte damit vier Tage nach dem Triumph über 100 m wie 2009 und 2013 doppeltes WM-Gold. Es war der insgesamt zehnte Weltmeistertitel für den 29-Jährigen. Dem zweimaligen Dopingsünder Gatlin (19,74) blieb wie über 100 m nur Platz zwei. "Prima gemacht, Usain!", sagte Bolt: "Ich habe immer gesagt, dass ich das schaffe. Ich hatte nie einen Zweifel. Auf den 200 Metern bin ich ein anderer Mensch. Das ist ein großes Geschenk für mich und unser Land."
Gatlin hatte dabei im Gegensatz zur Hundertstel-Entscheidung über die kürzere Distanz auf Bolts Paradestrecke nicht den Hauch einer Chance. Schon 50 Meter vor dem Ziel stand der Sieg des Rekord-Weltmeisters fest.
Hammerwerferin Heidler schwach
Im Hammerwerfen kam vor allem die ehemalige Weltrekordlerin Heidler nie in den Wettkampf. Mit 72,56 m blieb sie über drei Meter hinter ihrer Saisonbestleistung. "Ich habe den Hammer gar nicht getroffen. Alles habe ich versucht, aber keine richtige Kontrolle bekommen", sagte Heidler: "Die Vorbereitung war sehr gut, das Training auch. Woran es jetzt lag, weiß ich nicht." Ihre Vereinskollegin Klaas wurde mit der Saisonbestleistung von 73,18 als Sechste immerhin beste Deutsche.
Über 400 m der Frauen ging der Sieg erstmals an Top-Favoritin Allyson Felix (USA). Die erfolgreichste Athletin der WM-Geschichte holte ihre insgesamt neunte Goldmedaille. Felix hatte zugunsten der 400 m auf ihre Paradestrecke 200 m verzichtet.
Stark präsentierten sich am Donnerstag in ihren Vorkämpfen Diskus-Hoffnung Christoph Harting, Weitsprung-Talent Malaika Mihambo und Hochsprung-Ass Marie-Laurence Jungfleisch.
Der deutsche Meister Harting (Berlin) schaffte es als einziger DLV-Werfer ins Finale. Der jüngere Bruder des nicht anwesenden Titelverteidigers und Olympiasiegers Robert Harting kämpft nach 64,23 m in der Qualifikation am Samstag um die Medaillen. Martin Wierig (61,35/Magdeburg) und Daniel Jasinski (61,70/Wattenscheid) blieben in der Qualifikation hängen.
Die 21 Jahre alte Mihambo (LG Kurpfalz) sprang in Saisonbestleistung von 6,84 m als Drittbeste ins Finale am Freitag. Ausgeschieden sind dagegen 7-m-Springerin Sosthene Moguenara (Wattenscheid) und die deutsche Meisterin Lena Malkus (Münster), die gemeinsam mit je 6,94 die deutsche Jahresbestenliste anführen.
Die deutsche Hochsprung-Meisterin Jungfleisch erreichte problemlos das Finale. Die 24-Jährige aus Tübingen übersprang in der Qualifikation im ersten Versuch die geforderten 1,92 m souverän. Auch Cindy Roleder überzeugte über 100 m Hürden. Die EM-Dritte aus Leipzig gewann ihren Vorlauf bei Gegenwind (1,2 m/s) in der Saisonbestzeit von 12,86 Sekunden. Über 800 m schieden die deutschen Starterinnen Fabienne Kohlmann (Karlstadt) und Christina Hering (München) im Halbfinale aus.