Severin Freund mit Tournee-Träumen, Richard Freitag mit neuem Hunger und Andreas Wellinger als fliegender Abiturient: Die deutschen Skispringer starten am Wochenende gleich mit drei heißen Eisen in den WM-Winter. "Von diesen drei Athleten verspreche ich mir sehr viel, gerade auch für die Vierschanzentournee", sagt Bundestrainer Werner Schuster, der pünktlich vor dem Weltcup-Auftakt im sächsischen Klingenthal seinen Vertrag verlängerte.
Seine Hoffnungen ruhen allen voran auf dem Niederbayern Freund, der zum Ende der vergangenen Saison überragte. Erst Team-Gold bei Olympia, dann der Titel bei der Skiflug-WM und schließlich neun Podestplätze bei den letzten zehn Weltcups: "Severin ist auf und neben der Schanze unser Anführer. Aber auch ihm gehen die Ziele nicht aus", sagt Schuster über seinen Vorflieger.
Gemeint ist in erster Linie die begehrte Tournee. "Ich traue mir zu, dort um den Sieg mitzuspringen", sagt der 26 Jahre alte Freund, der bei der Traditions-Veranstaltung bislang stets enttäuschte. Um auch bei der WM im schwedischen Falun (18. Februar bis 1. März) um Gold mitzukämpfen, soll schon ab der Qualifikation am Freitag die Post abgehen. "Wir wollen einen guten Start, auf eine Welle springen und dort nicht mehr runtergehen", sagt Schuster.
Das gilt auch für Richard Freitag, hinter dem eine verkorkste Saison mit Verletzungen und der bitteren Reservisten-Rolle in Sotschi liegt. "Das sind eben die anderen Seiten des Sports. Aber dadurch bin ich auch gewachsen", sagt der 23-Jährige, der im Sommer erstmals deutscher Meister wurde und auch das Mattenspringen in Klingenthal gewann - eine perfekte Generalprobe.
"Richard hat den Anschluss an die Weltspitze gefunden. Er hat sich nach einer schwierigen Saison runderneuert und wieder Vertrauen in seinen Sprung gefunden", sagt auch Schuster. Etwas vorsichtiger klingt der Österreicher, wenn die Sprache auf Top-Talent Andreas Wellinger kommt. "Andi hat die Doppelbelastung mit Abitur und Sport vor der Brust. Es wäre schon ein Erfolg, wenn er sich in seinem dritten Jahr etabliert", sagt Schuster über den erst 19 Jahre alten Hoffnungsträger.
Stoch und Prevc größte Konkurrenten
International gelten Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch (Polen) und der Slowene Peter Prevc als größte Konkurrenten der DSV-Adler. Eine neue Ära beginnt beim ewigen Rivalen Österreich: Nach zehn Jahren unter Erfolgscoach Alexander Pointner übernimmt Doppel-Weltmeister Heinz Kuttin das Zepter und soll allen voran Superstar Gregor Schlierenzauer nach einem durchwachsenen Winter zu alter Form verhelfen.Dass Deutschland dem Nachbarn längst ein ebenbürtiger Gegner ist, ist vor allem Schuster zu verdanken. Seit dessen Amtsantritt im März 2008 ist die Zahl der Podestplätze stets gestiegen, von anfangs zwei auf zuletzt starke 16. "Die Arbeit trägt Früchte. Aber in der Mannschaft steckt noch mehr", sagt der 45-Jährige mit Blick auf die Team-Olympiasieger Andreas Wank und Marinus Kraus, aber auch Michael Neumayer, Karl Geiger und Markus Eisenbichler.
Pünktlich zur neuen Saison verlängerte Schuster nach monatelangem Zögern auch seinen auslaufenden Vertrag bis 2019 und erfüllte damit einen sehnlichen Wunsch der Bosse beim Deutschen Skiverband. "Wir waren schon länger im Gespräch, ich musste mir ein paar Gedanken machen, weil die letzte Saison doch sehr anstrengend war", sagte Schuster: "Aber ich habe viel Freude mit der Mannschaft, die Stimmung ist toll und das Gefüge im Team stimmt. Alle sind im besten Skisprungalter, und uns stehen super Arbeitsbedingungen zur Verfügung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Saison erfolgreich verlaufen wird."