Nach der Ouvertüre zu den Alpen-Festspielen der Tour de France stehen für Chris Froome die Zeichen immer deutlicher auf seinen dritten Gesamtsieg - doch der Brite bleibt in Alarmbereitschaft. "Es ist niemals leicht für mich. Das war nur der erste Teil eines sehr schwierigen viertägigen Blocks. Das Zeitfahren am Donnerstag wird kritisch", sagte Froome und war "sehr glücklich" über die Leistung bei der höchst anspruchsvollen Bergankunft in Finhaut-Emosson in der Schweiz.
Quintana war der Verlierer des Tages auf dem 17. Tour-Teilstück über 184,5 km von Bern zum malerisch in die Natur eingebetteten Emosson-Staudamm. Doch nicht nur der Bergflohs aus den Anden büßte Zeit ein, auch der Niederländer Bauke Mollema oder Froomes Landsmann Adam Yates kassierten Sekunden. Einzig der Australier Richie Porte, im Vorjahr noch Froomes wichtigster Helfer, hielt Schritt und erreichte an der Seite des "Maillot jaune" das Ziel acht Minuten hinter Tagessieger Sakarin.
Keine Beschäftigung mit Doping-Skandal
Die derbe Schlappe für Quintana im Schatten des Mont Blanc kam deshalb überraschend, weil er Froome im Vorjahr gerade in der letzten Tour-Woche enorm zugesetzt und ihm fast den Gesamtsieg noch entrissen hatte. Diesmal muss der Kolumbianer darum kämpfen, in Paris überhaupt noch den Sprung auf das Podium zu schaffen.
Der einzige russische Tour-Starter Sakarin feierte dagegen inmitten der vielleicht größten russischen Sportkrise mit dem möglichen Olympia-Ausschluss seinen wichtigsten Erfolg. "Ich bin wirklich glücklich, das ist ein großartiges Resultat", sagte Sakarin, der beim Giro d'Italia in einer Abfahrt schwer gestürzt war und dabei wie durch ein Wunder nicht lebensbedrohlich verletzt wurde.
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Mit dem Dopingskandal in seiner Heimat wollte sich der 26-Jährige nicht beschäftigen. "Ich bin hier bei der Tour und halte mich davon fern", sagte Sakarin, der selbst 2009 eine zweijährige Dopingsperre erhalten hatte.
Bis zu 13 Minuten Vorsprung
Sakarin hatte sich aus einer Ausreißergruppe gelöst und kam nach einer Solofahrt 55 Sekunden vor dem Kolumbianer Jarlinson Pantano im Ziel an. Die deutschen Fahrer hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun, als Bester landete Emanuel Buchmann auf Rang 34. "Ich konnte recht lange mithalten, die Beine wurden im Lauf der Etappe besser", sagte er nicht unzufrieden in der ARD.
14 Fahrer, darunter der Träger des Bergtrikots Rafal Majka und Sakarin, hatten Sky und Froome gewähren lassen. Zeitweise betrug der Vorsprung der Ausreißer über 13 Minuten. Bis ins Etappenfinale mit 1960 Höhenmetern auf den letzten 35 Kilometern und den harten Anstiegen zum Col de la Forclaz sowie ins Ziel zeichneten sich zwei Rennen ab - eines um den Tagessieg und eines um die Minuten für die Gesamtwertung.
Auf die Schweizer Alpen folgt der französische Teil des Hochgebirges. Und für Froome sieht beim Bergzeitfahren zwischen Sallanches und Megève alles nach einer weiteren Demonstration aus, wenn sich der gebürtige Kenianer weiterhin so überlegen präsentiert. Dann sollte Froome auch auf den verbleibenden Alpen-Etappen nicht zu gefährden sein.